Frage an Jürgen Trittin von Thilo M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Trittin,
wie bekannt, treten Sie persönlich für ein Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare ein. Ich kann das leider nicht nachvollziehen.
Es geht mir nicht um die Ehe, eine Ehe betrifft ja die Paarebene.
Mir geht es um die Sicht des Kindes. Aus der Sicht des einzelnen Kindes ist es ein Unterschied, ob es von einem verschieden geschlechtlichem Paar erzogen wird oder von einem gleichgeschlechtlichen Paar. Die Geschlechter unterscheiden sich auch biologisch, z.B. riechen Männer anders als Frauen, haben verschiedene biologische Uhren usw., und es ist für Kinder besser, wenn sie beide Geschlechter in ihrer persönlichen Erziehung und Pflege erleben.
Die Erziehung und Pflege durch ein gleichgeschlechtliches Paar ist eine monogeschlechtliche Erziehung. Hier wird dem einzelnen Kind etwas genommen oder erst gar nicht erst ermöglicht, nämlich das es für sein späteres Leben Erfahrungen und Wissen von zwei verschiedenen Geschlechtern erleben und nutzen kann. Wenn ein Kind von einem verschieden geschlechtlichen Paar erzogen und gepflegt wird, dann hat es für sich umfangreichere Möglichkeiten, sich für sich selbst davon dasjenige zu übernehmen, was es für sich am besten findet.
Kinder, die von einem gleichgeschlechtlichen Paar erzogen werden, sind deshalb benachteiligt und diskriminiert gegenüber den anderen Kindern; ihnen fehlt die Hälfte der geschlechtlichen Erfahrungen.
Sie wollen mit Ihrem Vorhaben eine neue Minderheit erzeugen:
Nämlich die dann künftige neue Minderheit der monogeschlechtlich erzogenen Kinder.
Aus meinem Verständnis der Sache und einem Kernanliegen der GRÜNEN heraus müssten Sie eigentlich das Erzeugen von neuen Minderheiten gar nicht erst zu lassen, und öffentlich gegen ein Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare auftreten.
Deshalb bitte ich Sie mir Ihre Haltung für Ihr persönliches Eintreten für ein Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare zu erläutern.
Mit freundlichen Grüßen
Thilo Mühlberger
Sehr geehrter Herr Mühlberger,
Sie sprechen sich dafür aus, dass Kinder in Familien mit Mutter und Vater aufwachsen. Das entspricht heute längst nicht mehr der Realität, denn bereits jetzt wachsen über 2 Mio. Kinder bei alleinerziehenden Eltern auf. "Monogeschlechtlich erzogene Kinder" wie Sie schreiben, sind also keine "neue Minderheit" mehr.
Für uns steht im Vordergrund, dass Kinder von ihren Eltern geliebt werden und Eltern Verantwortung für ein Kind übernehmen - egal welches Geschlecht die Eltern haben. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zur Sukzessivadoption nicht das Geschlecht der Eltern in den Vordergrund gestellt, sondern festgestellt, dass sowohl Ehe als auch Lebenspartnerschaft "gleichermaßen auf Dauer angelegt und rechtlich verfestigt" seien und insofern keine Unterschiede zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft bestehen, welche die ungleiche Ausgestaltung der Adoptionsmöglichkeiten rechtfertigen könnten.
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Trittin