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Jürgen Trittin
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Frage von Uwe H. •

Frage an Jürgen Trittin von Uwe H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Trittin,

in den letzten Tagen ging die Meldung um die Welt (Insider wußten es schon längst), Afghanistan besitzt strategisch bedeutsame Lagerstätten an Lithium. Darüberhinaus finden sich in Afghanistan die weltweit bedeutendsten unerschlossenen Lagerstätten an Kupfer. In Chile wurde einst Präsident Allende ermordet und von den USA Pinochet installiert, um die Kupfervorkommen vor dem Zugriff durch das chilenische Volk zu schützen.
Kann es nicht sein, daß Präsident Köhler sehr genau erkannt hatte, worum es bei der Okkupation Afghanistans durch amerikanische Militärverbände und Privatarmeen der Großkonzerne geht, bei der unsere deutschen Soldaten das internationale Deckmäntelchen spielen müssen?

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Uwe Hanisch

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dr. Hanisch,

zunächst möchte ich vorausschicken, dass die internationale Gemeinschaft unter dem Mandat der Vereinten Nationen und auf Wunsch der afghanischen Regierung für die Stabilisierung und den Wiederaufbau in Afghanistan engagiert ist. Rein ökonomische Interessen als Grund für das Engagement am Hindukusch anzuführen - und zudem lediglich auf die USA bezogen  -  halte ich für einseitig und nicht richtig.

Zweifelsohne weckt das kürzlich entdeckte massive Vorkommen an Lithium, Kupfer, Gold und Eisen in Afghanistan auch das Interesse anderer Staaten. Zu Recht besteht in Afghanistan die Sorge, dass ein Run auf das Land entstehen könnte. Gleichzeitig birgt das Rohstoffvorkommen eine große Chance für Afghanistan selbst, um die bisherige Abhängigkeit der afghanischen Wirtschaft von der Opiumproduktion und internationalen Geldern zu beenden. Allerdings ist für die Erschließung der Bodenschätze noch eine Reihe von Entwicklungen notwendig, wie z.B. eine deutliche Verbesserung der Sicherheitslage, der wirkungsvolle Kampf gegen die Korruption, der Auf- und Ausbau der Infrastruktur sowie die Ausbildung von Fachkräften im Land.

Da Afghanistan noch nicht in der Lage ist, diese Voraussetzungen für die Erschließung aus eigener Kraft zu gewährleisten, ist zu erwarten, dass andere Staaten involviert sein werden. So hat die afghanische Regierung im Juni den ersten Vertrag mit China über die Ausbeutung einer Kupfermine nahe Kabul ausgehandelt. Darin wurde vereinbart, dass das Gros der Arbeiten von Afghanen ausgeführt wird und dass auch die Ausbildung afghanischer Ingenieure, die ebenfalls mehr und mehr in der Mine angestellt werden sollen, von China finanziert wird. Dies gibt Anlass zu der Hoffnung, dass Afghanistan bei der Erschließung der Bodenschätze das Zepter nicht aus der Hand gibt und diese Chance für eine Verbesserung der Lebenssituation der Afghaninnen und Afghanen nutzen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Trittin