Wie viel nicht geimpfte Pflegekräfte und Ärzte, werden voraussichtlich wegen der berufsbezogenen Impfpflicht kündigen? Werden dann nicht viele Menschen durch mangelnde medizinische Versorgung sterben?
Sehr geehrter Herr Oster,
was geschieht, wenn die Infektionen überall zunehmen, aber viele Pflegekräfte in den Altenheimen und Krankenhäusern, sowie viele Ärzte, wegen einer berufsbezogenen Impfpflicht kündigen? Mit wie viel Tausend Kündigungen, auch in den Arztpraxen, Notaufnahmen und Intensivstationen sowie der Verwaltung ist bundesweit zu rechnen? Wird so nicht der Pflegenotstand während einer „Corona Welle“ vergrößert? Mit welchen Folgen? Kann dann nicht die Gesundheitsversorgung auch nachhaltig beeinträchtigt werden?
Aus dem Gesundheits- und Sozialsektor haben sich 25.000 mehr Menschen mehr arbeitssuchend gemeldet als üblich.“ https://www.lz.de/ueberregional/wirtschaft/23184718_Vor-Impfpflicht-12.000-Pflegekraefte-arbeitssuchend-gemeldet.html
Sollen die Berufsvorbote umgehend wieder zurückgenommen werden? Wird nicht unser Gesundheitssystem nach dem 15.3.2022 massiv überlastet und geschädigt, wenn Berufsverbote ausgesprochen werden?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie mir Ihre Kritik bezüglich der Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht im medizinischen Bereich mitgeteilt haben.
Zunächst einmal möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich um die belastende Situation im Gesundheitswesen – unabhängig von Corona – weiß. Viele Krankenpflegerinnen und –pfleger sowie Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Krankenhäusern seit Langem an der Belastungsgrenze und auch darüber hinaus. Ein Zustand, der durch die Pandemie noch verstärkt wurde. Dieses Thema beschäftigt mich seit langem, so habe ich beispielsweise bereits 2019 ein Pflegepraktikum im Marienhof Koblenz gemacht, um mich persönlich von den Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals zu überzeugen. Insofern hoffe ich, dass Sie mir glauben, dass ich mich nicht bloß einfacher Plattitüden bediene, wenn ich schreibe, dass sich die Betreuungssituation in Krankenhäusern erheblich verbessern muss.
Allerdings kann ich Ihre Auffassung betreffend der einrichtungsbezogenen Impfpflicht nicht teilen. Gerade in diesem besonders sensiblen Bereich ist es zum Schutz von kranken und/oder pflegebedürftigen Menschen von besonderer Bedeutung, dass sich das betreuende Personal seiner Verantwortung zum Schutz der Patientinnen und Patienten bewusst ist und dementsprechend verhält. Insofern bedauere ich es zwar sehr, wenn sich in dem ohnehin schon belasteten Gesundheitswesen die Personalsituation weiter verschärfen sollte (was zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht in konkreten Zahlen absehbar ist), bin aber der Auffassung, dass die Betreuung von vulnerablen Menschen mit dem notwendigen Verantwortungsbewusstsein einhergehen muss. Es ist niemandem geholfen, wenn ausgerechnet diese Menschen von ungeimpften und somit besonders risikobehafteten Personen betreut werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch meine Verwunderung über die jüngsten Vorstöße aus Bayern zu einer möglichen Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zum Ausdruck bringen. Diese Debatte halte ich persönlich nicht für zielführend, da sie das Vertrauen der Bevölkerung in die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen schmälert.
Ich hoffe, ich konnte mit der Darlegung meines Standpunktes und den gegebenen Informationen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Oster