Frage an Joschka Langenbrinck von Klaus-Dieter M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Langenbrinck,
wie sehen Sie das Problem Mobbing am Arbeitsplatz?
Werden Sie sich für ein Mobbing-Strafgesetz engagieren?
Mobbinghandlungen beginnen bereits in den Kindergärten, Schulen, in Vereine, sowie in Institutionen. Besonders schlimm ist es für Betroffene in der Berufswelt. Viele ArbeitnehmerInnen gehen täglich mit Angst zur Arbeit.
"Abhängig von Land, Wirtschaftszweig und Untersuchungsmethode leiden zwischen 5 und 20 % der europäischen Arbeitnehmer unter Gewalt durch Dritte. Der Bericht „Workplace Violence and Harassment: a European Picture“ (Gewalt und Belästigungen am Arbeitsplatz: die Situation in Europa) stellt internationale Statistiken bereit, die von der zur EU-OSHA gehörigen Europäischen Beobachtungsstellen für arbeitsbedingte Risiken erhoben wurden. Wie ihre kürzlich durchgeführte europaübergreifende Arbeitsplatzumfrage ESENER zeigt, sind 40 % der europäischen Führungskräfte mit Gewalt und Belästigungen am Arbeitsplatz konfrontiert, doch haben von ihnen nur etwa 25 % – und in vielen EU-Ländern gerade einmal 10 % – Verfahren eingeführt, um diesem Problem zu begegnen. Noch dringlicher ist dieses Problem im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen, wo es von mehr als 50 % der Führungskräfte als Problem für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz eingestuft wird."
Unterstützen Sie Initiativen gegen Mobbing?
Freue mich auf Ihr Feedback,
mit freundlichen Grüßen
Klaus-Dieter May
Sehr geehrter Herr May,
vielen Dank für Ihre Frage.
Mobbing in den Sozialräumen, in denen wir täglich verkehren (egal ob Kita, Schule, Arbeit, o.ä.), ist in der Tat ein erhebliches und psychisch belastendes Problem. Die meist wiederholten Beleidigungen und Herabsetzungen können großes Leid bei den Opfern und ihren Familien erzeugen und langfristig auch krank machen.
Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat daher gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse die Initiative “Mobbingfreie Schule - gemeinsam Klasse sein!” ins Leben gerufen, um gegen Mobbing in der Schule vorzugehen.
Mit dem Anti-Mobbing-Programm sollen Lehrer, Schüler und Eltern im Umgang mit Mobbing gestärkt werden. Thematisiert wird auch das besonders brisante Thema Cybermobbing. Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Problem, weil Kinder tief verletzt werden. Deswegen ist der Umgang mit Mobbing als eine Form von Gewalt Gegenstand der pädagogischen Arbeit in den Schulen. Cybermobbing ist eine vergleichsweise neue und besonders perfide Form des Mobbings, weil Meinungen in Sekundenschnelle eine weite Verbreitung finden.
In Berlin werden im Rahmen des Projektes Lehrkräfte, besonders aus den schulischen Krisenteams, zu den vielfältigen Aspekten des Themas Mobbing fortgebildet. Sie wirken anschließend als Multiplikatoren, die Kollegien der weiterführenden Schulen in der Planung und Durchführung von Projektwochen zur Prävention von Mobbing beraten.
Jede Schule, die eine solche Projektwoche durchführen will, erhält einen „Mobbingkoffer“, in dem ein Ordner mit ausführlichen Unterrichtsbeispielen sowie Informationsmaterial für die Schülerinnen, Schüler und Eltern und ein Aufklärungsfilm enthalten sind. Für Lehrkräfte ist damit ein sehr direkter Zugang zur Behandlung des Themas möglich.
Mit dem Material und der Beratung durch die geschulten Fachkräfte kann sehr schnell und inhaltlich ausgewogen auf schulische Fälle von Mobbing reagiert werden. Die TK stellt Berlin 1.500 „Mobbing-Koffer“ zur Verfügung. Das Programm richtet sich an Schüler ab der 7. Klasse.
Initiativen gegen Mobbing am Arbeitsplatz sind ebenso wichtig. Meines Wissens wäre ein Mobbing-Strafgesetz aber Bundesangelegenheit. Nichtsdestotrotz gilt es hier gemeinsam mit den Gewerkschaften, Sozialpartnern und Arbeitgeberverbänden verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen.
Freundliche Grüße
Joschka Langenbrinck