Wann wird die Privatversicherung digital?
Sehr geehrter Herr Wagner,
mein Vater war Beamter, ist privatversichert und erhält Beihilfe. Er ist pflegebedürftig. Ich selbst wohne in Dänemark, wo das Gesundheitswesen digitalisiert ist. Da mein Vater seine Abrechnungen nicht mehr selbst machen kann, müssen wir Angehörigen es übernehmen. Das Ausmaß an Bürokratie bei den Abrechnungen ist für mich unvorstellbar. Ich reise mittlerweile alle drei Wochen an und befasse mich ein komplettes Wochenende mit dem Papierkram meines Vaters. Alles muss doppelt gesammelt (Versicherung+Beihilfe), versandt, getrackt und überwiesen werden. Jeder Woche fallen bis zu 50 Schreiben an. Oft muss nachgehakt werden. Für mich ein Nebenjob. Für meine dänischen Freunde nicht erklärbar. Als hätte Kafka sich das ausgedacht. Einfach schrecklich. Warum muss der Bürger das machen und nicht das System für uns? Warum diese Zettelwirtschaft? In Nachbarländern ist das digital. Bitte ändern Sie etwas an diesem kafkaesken Irrsinn. Mit freundlichen Grüßen Andreas W.
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich kann Ihnen versichern, dass es uns Grünen ein großes Anliegen ist, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran zu bringen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat Anfang des Jahres eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen veröffentlicht und noch in diesem Jahr wollen wir erste Maßnahmen in einem Digitalgesetz angehen. Dänemark ist uns dabei ein wichtiges Vorbild für eine erfolgreiche Digitalisierung.
Viele der gesetzlichen Vorgaben und Verbesserungen die wir planen, können sich dabei jedoch lediglich auf die gesetzliche Krankenversicherung beziehen, da insbesondere hier die Regelungskompetenz für den Gesetzgeber liegt. Die privaten Krankenkassen können sich dem anschließen, sind aber für die Digitalisierung der eigenen Verfahrens- und Dokumentationsabläufe selber verantwortlich. So ist beispielsweise auch die elektronische Patientenakte seit letztem Jahr für Privatversicherte zugänglich, der Zugang ist allerdings noch abhängig von dem jeweiligen privaten Versicherungsanbieter. Daher würden wir Ihnen auch empfehlen sich mit Ihrem Anliegen direkt an das Unternehmen zu wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Wagner