Für welche Klientel soll mit unserem Steuergeld eine Flugtaxi-Infrastruktur geschaffen werden (Wissing-Plan)?

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Frage hier bei Abgeordnetenwatch. Gerne werde ich Ihnen antworten, ich bitte jedoch um Verständnis, dass ich zu konkreten technischen Details der sogenannten Flugtaxis keine fundierte Auskunft mitteilen kann.

Grundsätzlich sind Innovationen für die Weiterentwicklung einer klimaneutralen, nachhaltigen Mobilität und die Verbreiterung des ÖPNV zu unterstützen. Das Vorhaben, die Entwicklung von sogenannten Flugtaxis durch das Unternehmen Volocopter mithilfe einer Förderung durch das Bundesverkehrsministerium zu unterstützen, sehe ich kritisch. So kann ich allein aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten der Fluggeräte nicht erkennen, wie ein solches Angebot zur Stärkung einer nachhaltigen Mobilität beitragen kann.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing steht vor der großen Herausforderung , im kommenden Bundeshaushalt für das Jahr 2025 trotz Einsparungen in geplanter Höhe von ca. fünf Milliarden Euro die wichtigen verkehrspolitischen Herausforderungen bewältigen zu müssen. Vor diesem Hintergrund ist es nach meiner Meinung zwingend geboten, die richtigen verkehrspolitischen Prioritäten zu setzen. Schon jetzt fehlen Antworten des Ministers, wie er die bestehende Straßen- und Schieneninfrastruktur in Deutschland erhalten, geschweige denn sanieren und ausbauen will. Die notwendige Verbreiterung des Nord-Ostsee-Kanals und die Modernisierung unserer Häfen und der NOK-Fährenflottille haben meines Erachtens ebenfalls Vorrang vor der einseitigen Förderung einer Technologie, deren Wirtschaftlichkeit mindestens zweifelhaft ist. Nach aktuellen Presseberichten ist die Zulassung entsprechender Fluggeräte noch nicht erfolgt. Das Land Baden-Württemberg hat nach eingehender Prüfung einen Bürgschaftsantrag des Unternehmens Volocopter, welches Minister Wissing fördern möchte, mit Verweis auf die hohen wirtschaftlichen Risiken, negativ beschieden. Auch die vom Bundesverkehrsministerium beauftragten Wirtschaftsprüfer haben vor den hohen Risiken einer finanziellen Beteiligung des Bundes an dem Entwicklungsvorhaben von Volocopter gewarnt.

Es bleibt zu hoffen, dass der Bundesverkehrsminister diese Warnungen nicht in den Wind schlägt und die Gelder an der Stelle einsetzt, wo sie tatsächlich gebraucht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Johann Wadephul