Sehr geehrter Herr Saathoff, gesetzlich Versicherten ist es kaum mehr möglich innerhalb einer halbwegs akzeptablen Zeitraumes einen Facharzttermin zu erhalten. Was tun Sie gegen diese Missstände?
Einige zahlen die Behandlung aus schierer Verzweiflung aus eigener Tasche. Mein Sohn (22 Jahre) versucht seit Monaten einen OP-Termin für eine Mandel-OP zu erhalten. 2x hat man ihn trotz Termin und Vorbereitung nach Stunden wieder nach Hause geschickt. Jetzt liegt er wieder mit hohem Fieber und Mandelentzündung. Das wird mittlerweile ein Dauerzustand. Wir sind ein Arbeiterhaushalt, Facharbeiter in der Industrie mit hohen Abzügen für Sozialversicherung und Steuern. Diese Zustände sind unhaltbar. Als Mutter sehe ich mein Kind leiden und bin wütend. Wie kann es sein, dass Privatversicherte so viel schneller einen Termin erhalten. Wir sind demnach Patienten 2. Klasse!!! Trotz der hohen Abzüge! Eine Mutter aus Aurich, die stinksauer ist!
P.S. Mein Sohn hat sich für die OP nicht etwa in das Auricher UEK begeben. Er muss in das mind. 70 km entfernte Oldenburg.
Dieses Thema birgt sehr großen sozialen Sprengstoff. Immer mehr abhängig Beschäftige treiben diese Zustände auf die Barrikaden.
Moin Frau R.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich kann Ihren Unmut sehr gut verstehen. Es ist ganz sicher nicht schön, dass bei Ihrem Sohn nicht die notwendige OP durchgeführt werden konnte.
Eine flächendeckende, bedarfsgerechte und wohnortnahe ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen wie Ostfriesland stellt weiterhin eine große gesundheitspolitische Herausforderung dar. Zu kaum einem Thema bekommen ich so viele Zuschriften. In zahlreichen Regionen, nicht nur in Ostfriesland, zeichnet sich seit längerem ein Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, aber auch an Fachärztinnen und Fachärzten, ab. Niedersachsen versucht dagegen z. B. mit einer Landarztquote an den Hochschulen Hannover, Göttingen und Oldenburg vorzugehen. Aber 60 Plätze können dazu auch nur einen kleinen Beitrag leisten und die werden leider nicht mal voll ausgeschöpft. Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 12000 Medizin-Studienplätze. Das sind aber leider zu wenig und sie könne auch nicht einfach so geschaffen werden, denn die bestehenden Unikliniken sind ausgelastet. Bundesminister Lauterbach hat kürzlich erneut die Länder aufgefordert, mehr Medizin-Studienplätze zu schaffen. Denn nur dadurch können, ähnlich wie beim Lehrermangel, die Probleme behoben werden.
Dieses Thema beschäftigt mich schon sehr lange und ich führe dazu viele Gespräche auf Bundes- und Landeseben. Ich bedauere es sehr, dass die OP Ihres Sohnes in Oldenburg nicht stattfinden konnte und er nun wieder eine Mandelentzündung hat. Ich hoffe, dass er bald einen neuen OP-Termin bekommen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Johann Saathoff