War Ihre Lehrstelle am BTG in Gelsenkirchen ein Teil Ihrer Entscheidung Abgeordneter bei der AfD zu werden?
Sehr geehrter Herr H.,
ich habe mich eigentlich schon immer für Politik interessiert, insofern war meine Tätigkeit als Lehrer im Gelsenkirchener BTG sicher nicht ausschlaggebend.
Falls Ihre Frage abzielt auf die in Gelsenkirchen leider allgegenwärtige Problematik mit Schulabbrechern oder Menschen, die die deutsche Sprache kaum beherrschen - all das spielte zumindest zur Zeit meiner Tätigkeit am Berufskolleg nur eine sehr geringe Rolle: Am Berufskolleg begegnete man eigentlich nur den Schülern, die entweder die Qualifikation für eine weitergehende Schulausbildung zum Abitur oder Fachabitur erreicht hatten oder als Auszubildende erfolgreich bei Lehrstellensuche gewesen waren.
Allerdings habe ich durch meine Tätigkeit als Lehrer auch persönliche Einblicke, die meine Sicht stark beeinflussten: Die prekäre Situation vieler meiner Schüler, familiäre Probleme, Drogensucht, aber auch die Situation von Auszubildenden, die selbst nach ihrer Ausbildung mit Schichtarbeit nur wenig mehr als Hartz-IV-Empfänger zum Leben haben würden. Auch traf ich viele junge Menschen mit Migrationshintergrund, die sich wirklich um Integration und eine gute Ausbildung bemühten - und das zumeist auch erfolgreich.
Einen wichtigen Grund, warum ich in die Politik gewechselt bin, möchte ich nicht verschweigen: Die Zeit! Vor meiner Lehrertätigkeit arbeitete ich in der IT-Branche, und da wäre durch Dienstreisen, späte Besprechungen und Vor-Ort-Einsätze beim Kunden mit vielen Überstunden kaum Zeit für ein umfängliches Engagement in der Politik gewesen.
Die Zeitknappheit setzte sich sicherlich auch noch während der ersten beiden Jahre meiner Lehrertätigkeit vor: Ich unterrichtete quasi in Vollzeit und musste nebenbei noch das 2. Staatsexamen für das Lehramt erwerben.
Damit war ich aber im Dezember 2012 fertig - also quasi pünktlich zur Gründung der AfD. Die Tätigkeit als Lehrer ließ mir dann genug Zeit: Die meisten Unterrichte waren vorbereitet, der Aufwand für die Prüfungsvorbereitung entfiel. Daher konnte ich mich ehrenamtlich engagieren und damit dann auch die Grundlage für die erfolgreiche Kandidatur für den Deutschen Bundestag legen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Schneider