Frage an Joachim Weihrauch von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Herr Weihrauch,
generell halte ich nicht viel davon, als Parteiloser für eine Partei zu kandidieren. Ich bin der Auffassung, dass wenn man für eine Partei kandidiert, man dies nicht in erster Linie tun sollte um seine persönlichen Interessen durch zu setzen, sondern vorrangig die Ziele und Interessen der Partei. Dazu muss man hinter der Partei und ihren Zielen stehen und in meinen Augen auch Mitglied sein. Dennoch rechne ich es jedem hoch an, wenn er sich in der heutigen Zeit noch politisch in einer demokratischen Partei engagiert und dies nicht nur zur Befriedigung seiner Machtinteressen tut.
Was mich bei Ihnen wundert ist, das Sie Ihre Ziele in zwei sehr gegensetzlichen Parteien umzusetzen versuch(t)en. Das heißt, einerseits die rechte Schill-Partei und andererseit DIE LINKE. Wie können sie dies mit Ihren politischen Vorstellungen und Zielen vereinbaren? Die Schill Partei hatte ja ganz andere Interessen als DIE LINKE. Wieso glaubten Sie, das sie Ihre Interessen in diesen beiden gegensetzlichen Parteien durchsetzen könnten?
Gestern kündigten Sie an dieser Stelle an, sich heute zu entscheiden, ob sie nach der Wahl auf ein Mandat verzichten werden. Ich hoffe sehr stark, dass Sie sich für den Verzicht entscheiden, denn ansonsten befürchte ich, dass dies der Partei Schaden beim Wahlverhalten einiger Wähler zufügen könnte.
Gerade Ihre Auffassung die Sie hier zur Resozialisierung der ehemaligen Terroristin Albrecht geäußert haben, passen eher in die politische Sichtweise der Schill-Partei als in die der Linken.
Ich bin gespannt auf Ihre Entscheidung und hoffe, dass Sie diese hier kundtun werden.
Freundliche Grüße
Michael Bode
Sehr geehrter Herr Bode,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich hiermit gerne wie folgt beantworte:
Tut mir leid, ich kann Ihren Intentionen nicht beistimmen wenn sie meinen, allein die Ziele der Partei sind die Richtschnur für die Mitglieder, auch wenn sie noch so falsch sind. Wenn ich Ihren Gedanken absolut übernehme, dann war Honecker die Partei; und sehen Sie das auch noch - in allem was da an Menschenverachtung herausgekommen ist - als das naturgegebene Parteiallmachtspostulat schlechthin an? Vor allem im ersten Absatz Ihrer Mail hörte ich auf einmal die SED-Parteihymne:" Die Partei, die Partei hat immer Recht....."
Ein anderes Beispiel von politischer Verkommenheit ist, wenn eine Parteispitze von Charakterlosen majorisiert wird. Die ehemals größte Wohnungsbaugruppe Europas Neue Heimat wurde an der Konzernspitze - Vorstände, Aufsichtsräte sowie Geschäftsführer - durchweg von SPD-Gewerkschaftern und hohen SPD-Funktionären geführt. Ihr Betrug an Häuslebauern, Mietern und Steuerzahlern allein in Bremen und Bremerhaven beliefen sich schätzungsweise auf rund 400 Millionen DM. Keiner ist deswegen bestraft worden, da der SPD-Justizsenator dafür die entsprechende Regieanweisung an die Staatsanwaltschaft verfügte.
Sind Sie nach alledem immer noch der Meinung, dass eine Partei, auch unter diesem Aspekt, immer Recht hat - auch im Unrecht? In diesem Zusammenhang habe ich weitere strafbare Handlungen im SPD-Magistrat Bremerhaven aufgedeckt. Alle wurden durch die SPD-Justiz strafvereitelt, Lediglich ich wurde fristlos entlassen, weil ich Wahrheiten in diesem Zusammenhang öffentlich verbreitet habe. Insgesamt gesehen, war das Hochverrat am Rechtsstaat und der Demokratie. Man kann der Schillpartei keine solche auch nur im Ansatz stehende kriminelle Energie nachweisen, wie sie von der SPD regelrecht bandenmäßig betrieben wurde. Nach alledem: warum ist die gewesene Mitgliedschaft in der Schillpartei unmoralisch und die in der SPD trotz der nachweislichen Straftaten nicht? Meine unrechtmäßige Entlassung hat Scherf mitgetragen. Da verliert man seine Existenz durch unlautere politische Machenschaften, aber eine Ex-Terroristin, die Handlangerin für viele Morde war, die stellte Scherf ein. Das war allein in diesem Zusammenhang meine Kritik an der schizophrenen Tat von Scherf.
Letztendlich teile ich Ihnen mit, dass ich - wenn ich entsprechend gewählt werde - das Mandat ausüben werde.
Mit freundlichem Gruß
J. Weihrauch