Frage an Joachim Herrmann von Karl H. N. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Herrmann,
planen Sie aus der Fahrradstadt Erlangen wieder eine Radfahrerfreundliche Stadt zu machen? Mit dem neuen Ampelsystem haben nicht nur Busse vorrang, sondern auch Autos.
Fußgänger und Radfahrer konnten ihre Geschwindigkeit bisher so anpassen, dass sie nicht lange warten mussten. Da aber nun sehr viele Ampeln diese gelben Drücktaster haben, muss man zur Ampel hinrennen um noch die nächste Grünphase zu erwischen, abwarten und wenn man Pech hat, doch noch eine komplette grün-und-rot-Phase abwarten...
Das würde auch die Verkehrslawine ins Forschungsgelände von Siemens verringern. Denn wenn ich als Radfahrer auf meinem Weg zur Arbeit vier solcher Ampeln habe, nehm ich lieber das Auto. Man braucht nicht Schwitzen und wird nicht von schlechtem Wetter Abends überrascht...
Erschwerend kommt hinzu, daß manche Ampeln mit gelbem Taster betätigt werden müssen, andere wiederum nicht. Teilweise sogar ein und dieselbe Ampel - in einer Richtung drücken - in anderer nicht... Als Radfahrer nicht ganz einfach. Und da ich ein Kind habe, will ich auch ein gutes Vorbild sein...
Es ging doch auch früher - wenn die Autos in einer Richtung grün haben, können doch auch die Fußgänger grün haben. Wenn grade keine da sind, können die Autos auch sofort abbiegen... Und die Behauptung "damit die Fahrtrichtung 10sek länger grün hat" kann auch nicht stimmen - spätestens an der nächsten Ampel stehen die Autos wieder.
Daher meine Frage: "Grüne Welle für Radfahrer und Fußgänger?"
Grüsse,
Niemann
Sehr geehrter Herr Niemann,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Fahrradfahrer und habe mich stets für ein fahrradfreundliches Erlangen eingesetzt. Die Stadt Erlangen habe ich deshalb um Auskunft zu den Gründen der Ampelschaltung gebeten. Sobald die Antwort vorliegt, werde ich auf Ihr Anliegen zurückkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Herrmann, MdL
Sehr geehrter Herr Niemann,
nach Auskunft der Stadt Erlangen hat diese im Rahmen eines Busbeschleunigungsprojektes an etlichen Signalanlagen Taster für Fußgänger und Radfahrer angebracht. Kommt ein Radler an eine solche Ampel, so muss er über einen Tastendruck das Grünsignal anfordern. Nach einer ersten Überprüfung wurden wegen zu starker Behinderung des Radverkehrs einige Taster wieder abgebaut. Aktuell werden die verbleibenen Taster auf ihre Wirksamkeit für die Busbeschleunigung überprüft. Die Überprüfung habe etwa dazu geführt, dass die im Rahmen des Umbaus der Henkestraße am Langemarckplatz und an der Schuhstraße angebrachten Taster wieder abgebaut wurden. An der Kreuzung Drausnickstraße / Kurt-Schuhmacher-Straße, wo ich mich auch selbst mehrfach geärgert habe, wurden die Taster auf Daueranforderung geschaltet, so dass sie nicht mehr extra betätigt werden müssen.
Generell besteht bei einer sog. Grünen Welle das Problem, dass die Geschwindigkeiten der Radfahrer sehr stark variieren. Um ein ausgewogenes Verhältnis zum Kfz-Verkehr zu erreichen, müssten die Abstände zwischen den aufeinander abgestimmten Kreuzungen deshalb relativ gering sein. Dies sei in Erlangen derzeit bei den Signalanlagen an der Gerberei der Fall (Abstand von 60 m). Bei einem angenommen Abstand zweier Signalanlagen von 200 m und einer Geschwindigkeitsdifferenz der Radfahrer von 5 km/h ergebe sich bereits ein zeitlicher Unterschied von 12 Sekunden, der eine Koordinierung mit dem Kfz-Verkehr nicht zulasse.
An stark befahrenen Straßen, wie etwa an der Werner-von-Siemens-Straße, werde eine entsprechende Koordinierung der Signalanlagen zugunsten der Radfahrer keine Akzeptanz bei den Bürgern finden.
Die weitere Entwicklung der Angelegenheit werde ich weiter aufmerksam beobachten und gelegentlich mit dem Oberbürgermeiser der Stadt Erlangen darüber sprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Herrmann, MdL
Bayerischer Staatsminister des Innern