Frage an Jens Zimmermann von Stephan R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Dr.Zimmermann,
Ich arbeite als Erzieher in einem Kinderhort. Zu meiner grundlegenden Beziehungsarbeit gehören selbstverständlich auch die Anforderungen des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes. Diese Anforderungen sind überaus differenziert sowie Anspruchsvoll. Da ich nur über die mittlere Reife verfüge, dauerte meine Ausbildung volle fünf Jahre.
Nun ist es so, das durch das KiföG einige Änderungen in Arbeitsstruktur, Voraussetzungen zum Zugang dieser Tätigkeit und Arbeitsorganisation in Kraft treten. Ich sehe diese Änderungen kritisch. Ich denke nicht, das verkürzte Ausbildungszeiten bzw. Quereinsteigerkurse, die häufig nur ein Jahr dauern, erwünschtes Fachpersonal hervorbringen. Stellen Sie sich vor wie es ist, in einem 18 qm Raum 19 Kinder zu betreuen. Professionelles Arbeiten funktioniert nur auf Grundlage einer guten Ausbildung sowie einer ausreichenden Austattung an Personal und Material. Hinzu kommt, das die schlechten Arbeits- und Lohnbedingungen keine Anreize für diesen Beruf bieten.
Wie stehen Sie im allgemeinen zum KiföG, und im speziellen zur Annerekennung der Wertigkeit meines Berufes über Bezahlung und/oder verbesserter Arbeitsbedingungen?
Wie stehen Sie zu verkürzten Ausbildungszeiten sowie zu dem Einsatz fachlich externem Personal?
Wie sieht in ihren Augen eine ganzheitliches Konzept von Bildung und Erziehung aus?
Mir wird fast schlecht wenn ich in der Tagesschau höre, das es einen Fachkräftemangel in Deutschland gibt. Jedoch wundert es mich nicht. Wenn uns unsere Kinder und Jugendlichen nicht wichtig sind, wir sie nicht beachten und gezielt fördern, haben wir die Zukunft schon verloren. Ein kurzer Blick nach Nordeuropa lässt mich immer wieder lächeln. Die Menschen dort wissen, das es kein größeres Gut als die Zukunft, in Persona unserer Kinder, gibt.
Welche Perspektive bieten Sie ihnen? Welche bieten Sie mir?
Mit freundlichen Grüßen
S.Rathemacher
Lieber Herr Rathemacher,
es tut mir sehr leid, dass ich Ihre Frage erst jetzt beantworte. Leider sind die Benachrichtigungen von Abgeordnetenwatch plötzlich in meinem Spam-Ordner gelandet. Insofern vielen Dank für Ihre Erinnerung.
Das Kifög ist ein hessisches Landesgesetz. Deshalb hätte ich als zukünftiger Bundestagsabgeordneter keinen direkten Einfluss auf dessen Gestaltung. Ich habe aber sehr wohl eine Meinung zu Ihrem Beruf und der Anerkennung den dieser erfährt. Im Frühling habe ich zwei Tage Praktikum in zwei Kitas in meinem Wahlkreis absolviert. Das hat mir einen guten Einblick gegeben. Das Kifög lehne ich ab. Gerade der Versuch fachfremdes Personal einzusetzen ist in meinen Augen der vollkommen falsche Ansatz und wird von mir keinerlei Unterstützung finden.
Die SPD tritt bei der Bundestagswahl mit dem Ziel an, die Steuern für einige sehr gut Verdiener zu erhöhen, um mit diesen Einnahmen die Mittel für Bildung zu erhöhen. Dieses Geld soll vor allem der frühkindlichen Bildung zukommen. Die Bedeutung der Bildung wird zwar von allen Parteien gerne betont, die nötige Finanzausstattung fehlt aber in vielen Wahlprogrammen.
Konkret wollen wir in Hessen ein neues Kinderförderungsgesetz gemeinsam mit Vertretern aus Trägern, Erzieherinnen und Erziehern, Experten und Eltern verfassen. Im Bund wollen wir dafür sorgen, dass der Besuch von Kitas für Eltern kostenfrei wird. Das Betreuungsgeld wollen wir abschaffen und die frei werdenden Mittel für den Kita Ausbau nutzen. Das sind für Hessen 180 Mio pro Jahr. In Hessen wollen wir außerdem jedes Jahr 100 echte Ganztagsschulen schaffen.