Frage an Jan van Aken von Karen K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr van Aken,
ich mache zurzeit eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestelltin bei der Freien und Hansestadt Hamburg.
Wir haben im Unterricht eine Aufgabe gestellt bekommen, die wir in einem Referat der Klasse vorstellen sollen.
Die Aufgabe besteht darin, dass Feierabendparlament zu erklären. Um den Schülerinnen und Schülern einen besseren Eindruck zuvermitteln haben wir uns überlegt, dass wir Abgeordnete über ihre Situation befragen möchten. Es geht darum, wie Sie als Abgeordnete das Feierabendparlament finden und wie es Ihr Leben beeinflusst. Beispiele hierfür wären, das Abgeordnetenamt mit dem Privatleben zu vereinbaren, den Beruf mit dem Abgeordnetenamt oder vielleicht der Aspeckt des Geldes (Diät) im Vergleich zu anderen Ländern.
Wenn Sie uns ihre Sichtweise dazu mitteilen würden, wären wir ihnen sehr verbunden.
Mit freundlichen Grüßen
Karen Köpsel
Sehr geehrte Frau Köpsel,
danke für Ihre Anfrage. Ich bin zwar Hamburger Abgeordneter, allerdings für den Bundestag und nicht für das Hamburger Landesparlament, die Bürgerschaft. Es gibt eine Menge Parallelen zwischen den beiden Mandaten - vor allem, dass sowohl meine GenossInnen in der Hamburger Linksfraktion als auch ich uns für einen echten Politikwechsel hin zu einer demokratischen, sozialen und friedlichen Bundesrepublik einsetzen. Denn dafür haben uns die Wählerinnen und Wähler hier hingewählt.
Was aber die konkreten Bedingungen angeht, unter denen wir arbeiten, gibt es so weit ich das mitbekomme schon erhebliche Unterschiede: Die Ausstattung und Ressourcen, die ich sowohl für Personal, für meine Öffentlichkeitsarbeit und auch für Büros und Anderes zur Verfügung habe sind deutlich höher als die von Landtagsabgeordneten. Auch die Diät ist im Bundestag höher - ich bin materiell nicht auf einen zweiten Job angewiesen, anders als viele PolitikerInnen in der Bürgerschaft.
Das hat zwar viele Vorteile, das kann ich gar nicht bestreiten. Auf der anderen Seite kann mensch hier in Berlin aber auch beobachten, wohin es führt, wenn Abgeordnete nur noch "Berufspolitiker" sind, die materiell abgesichert das Gefühl für die Realitäten in diesem Land verlieren. Zum Beispiel bei Hartz IV: Man muss schon ganz schön borniert und weit weg sein von dem "echten Leben", um Menschen diese Gesetze zuzufügen. Einigen Abgeordneten der Regierungsfraktionen würde es mal gut zu Gesicht stehen, nur einige Jahre von 374 Euro im Monat zu leben. Daher hat es meiner Meinung nach auch Vorteile, wenn Abgeordnete nicht zu sehr auf ihren Posten ausruhen können und da sind die "Feierabendparlamente" meiner Meinung nach gar nicht die schlechteste Lösung... Bei Fragen an die Hamburger Mitglieder der Bürgerschaft sollten Sie sich auch mit dem dortigen Fraktionsgeschäftsführer Nikolaus Dinkelacker ( nikolaus.dinkelacker@linksfraktion-hamburg.de ) in Verbindung setzen.
Beste Grüße
Jan van Aken