Frage an Jan Korte von Ricardo L. bezüglich Wirtschaft
Lieber Herr Korte
ich habe dem Corporate Governance Bericht der Bundesgesellschaft BWI gesehen, siehe https://www.bwi.de/media/pdfs/2018_PCGK.pdf)
Unter Ziffer 3 sind auch die Vergütungen der Vorstandsmitglieder aufgeführt. Was mich hier wundert sind die extrem hohen Gehälter für einen öffentlichen Betrieb.
Ulrich Meister hat für eine Amtszeit von sechs Monaten 208.000 EUR erhalten, was einem Jahresgehalt von über 420.000 EUR entspricht. Frank Leidenberger, ein ehemaliger General der Bundeswehr, hat für vier Monate 86.000 EUR erhalten, was einem Jahresgehalt von 260.000 EUR entspricht.
Wie kann es sein, dass ein ehemaliger General aus seiner bisherigen Position und sicher unter Mitnahme seiner bisherigen Ansprüche auf Pension und einem Rückkehrrecht ein solch hohes Gehalt bezieht.
Desweiteren viel mir die variable Vergütung auf. Ulrich Meister hat zusätzlich zu seinem Gehalt 100.000 EUR und damit rund 50 Prozent als variable Vergütung erhalten. Katharina Holländer hat sogar das 5fache an varibaler Vergütung erhalten als an Fixbezügen.
Gerade wird darum gekämpft, dass die Wirtschaft nachhaltiger wird und nicht dem Shareholder Value hinterher rennt und bei einem bundeseigenen Unternehmen nimmt man es so locker. Womit sind solche Zahlen zu rechtfertig?
Sehr geehrter Herr Lago,
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail.
DIE LINKE ist eine beständige und hartnäckige Kritikerin hoher Vorstandsgehälter, die viel zu häufig in keinem anständigen und angemessenen Verhältnis zu den Durchschnittsgehältern der Mitarbeitenden der Unternehmen stehen, für die sie Verantwortung tragen sollen.
Bei Unternehmen, die zu 100 Prozent dem Staat gehören, wie der BWI GmbH oder der Deutschen Bahn AG sind solche Vergütungen aus unserer Sicht besonders abwegig.
Geraten diese Unternehmen durch Missmanagement (auch) der Vorstände in Schieflage, springt der Staat finanziell ein. Die Verantwortung des Vorstandes hält sich in Grenzen. Seine Vergütungen werden aus Steuern bezahlt.
Hier wäre eine größere Zurückhaltung geboten.
Auch wir halten daher eine halbe Million Euro als Jahresgehalt für den Vorstandsvorsitzenden der BWI GmbH für unangemessen.
Die Bundesregierung sollte mit den Steuereinnahmen verantwortlicher umgehen und in "ihren" privatrechtlich organisierten öffentlichen Unternehmen nicht die vollkommen enthemmte Einkommenslücke zwischen Angestellten und Vorständen nachahmen, die in der Privatwirtschaft leider neoliberaler Usus geworden ist.
Um zu erfahren, welche Unternehmen zu welchen Teilen dem Bund gehören und welche Bezüge Vorstand und Aufsichtsrat bekommen, empfehle ich zudem den Beteiligungsbericht der Bundesregierung (aktuell für 2018):
https://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Bundesvermoegen/Privatisierungs_und_Beteiligungspolitik/Beteiligungspolitik/Beteiligungsberichte/beteiligungsberichte.html
Mit freundlichen Grüßen
Jan Korte