Frage an Jan Korte von Bodo Q. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Jan Korte,
ich schätze Ihre Arbeit seit Jahren als Politiker der Linkspartei sehr.
Was hat Sie aber bewogen, im Zusammenhang mit den Aussagen von Frau Petry
im "Stern" zu äußern, daß die Aussagen den Schluß nahelegen, " daß sich
Frauke Petry in Nordkorea sicherlich sehr wohlfühlen würde".
Waren Sie schon einmal in Nordkorea, um ein solches Urteil wirklich fällen zu können?
Ich war in den beiden letzten Jahren mit über 30 Touristen dort und werde auch in diesem Jahr wieder mit einer Gruppe dorthin fliegen, aber eine solche Einschätzung Ihrerseits teile ich nicht.
Gerade die Politik in Nordkorea sollten Sie vielleicht mit mehr Fingerspitzengefühl als Linkspolitiker einschätzen und nicht in die Verteufelung des Westens gegenüber Nordkorea einstimmen. Bei Kenntnis der Geschichte des Landes und der Mentalität der dort lebenden Menschen sollten Sie vielleicht doch mehr Distanz wahren. Nordkorea von innen betrachtet ist anders, als es von außen versucht wird, es zu verunglimpfen.
Bodo Quart
Sehr geehrter Herr Quart
meine Aussage, dass sich Petry in den autoritären Strukturen Nordkoreas wohlfühlen würde, ist selbstverständlich keine Aussage über die dort lebenden Menschen. Diese haben individuelle Biografien und sind selbstverständlich auch geprägt von den Erfahrungen eines brutalen Krieges und dem Weg, den ihr Land danach gewählt hat.
Das verbietet jedoch auch Linken nicht, offensichtliche Missstände zu benennen. Die objektive Feststellung von Menschenrechtsverstößen ist keine Verteufelung des Landes und seiner Bevölkerung, die ich für falsch halte, nicht zuletzt wegen der doppelten Standards, die der Westen anlegt und die man z. B. am Vergleich mit Saudi-Arabien gut sehen kann. Eine solche Politik ist tatsächlich unglaubwürdig und ein Hindernis für Veränderung.
Eine schrittweise Öffnung des Landes erreicht man nicht mit weiteren Sanktionen und einer Politik der Isolation, sondern über wirtschaftlichen und kulturellen Austausch und diplomatische Bemühungen. Insofern glaube ich, dass auch Ihre Reisen ein Beitrag zu einem Wandel durch Annäherung sind, der bekanntlich schon einmal funktioniert hat.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Korte