Frage an Isabell Zacharias von Alexandra F. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Zacharias,
seit Jahren nehme ich in Kauf, dass ich weniger Geld verdiene, als mit meiner Ausbildung möglich, weil einfach keine Arbeitsplätze für diplomierte Biologen in der Wirtschaft vorgesehen sind. Und das, obwohl Biologen eine umfassende Ausbildung erhalten und sowohl in der Medizin als auch in der Forschung und anderen Bereichen einsetzbar sind.
Ich habe bislang nur Zeitverträge bekommen, nun steht wieder ein Ende und damit Wechsel in der Arbeit an, diesmal trifft es mich besonders hart. Selbst wenn ich an anderer Stelle dieselbe (TV-L) Stelle erhalte, sind das brutto 354 Euro weniger als jetzt, netto wahrscheinlich knapp 200 Euro, und das bei steigender Inflation, höheren Preisen bei Miete, Lebensmittel und Kraftstoff. Was den wenigsten jungen Menschen bewusst ist: die Höhe der Rentenpunkte errechnet sich aus dem Bruttoverdienst, wie soll man mit diesen Strukturen a) selbst ein einigermaßen akzeptables Rentenkonto aufbauen und b) wie soll man privat eine Versorgungslücke schließen? Wohin führt eine solche Bezahlungsstruktur Ihrer Meinung nach?
Mit besten Grüßen
Alexandra Fabry
Sehr geehrte Frau Fabry,
Sie sprechen ein Thema an, das in den nächsten Jahren an Brisanz gewinnen wird: Junge Menschen studieren oder lernen einen Beruf, für den hängeringend Leute gesucht werden. Nach Abschluss der Ausbildung sieht es oft ganz anders aus, weil sich die Arbeitswelt rasant wandelt. Ich habe Ende der achtziger Jahre, als Prävention im Gesundheitsbereich groß geschrieben wurde, Ernährungswissenschaften studiert. Mit dem Ende meines Studiums waren Ernährungswissenschafterlinnen nirgends mehr gefragt und ich habe nie in meinem Beruf gearbeitet.
Dass Sie für dieselbe Tätigkeit immer weniger verdienen ist ein Skandal, zumal gerade in Städten wie München die Lebenshaltungskosten steigen. Die BayernSPD hat mit dem DGB Bayern im Mai eine Mindestlohnaktion gestartet. Ziel ist, dass jeder Mensch von seiner Arbeit leben können und nicht staatlich subventioniert werden muss. Ich gebe Ihnen recht, dass es so nicht weitergehen darf, aber leider hat die Politik auf die freie Wirtschaft kaum Einfluss. Wir Frauen in der SPD, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, fordern seit langem gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Wir Frauen müssen hier gemeinsam für unsere Interessen kämpfen, denn die Männerwelt hat ja wohl kein Interesse daran.
Eine Perspektive sehe ich für Sie, an die Sie vielleicht noch gar nicht gedacht haben: Lehrerin. Naturwissenschaftliche Fachkräfte sind sehr gesucht, das Kultusministerium freut sich über jede Bewerbung.
Mit netten Grüßen,
Isabell Zacharias