Frage an Isabell Zacharias von Claus L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Abgeordnete Zacharias,
Ihre Partei hat eine weitere Wählergruppe an die CDU/CSU verloren https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/dr-florian-herrmann/question/2018-09-29/304427 . Der Eindruck den Ihre Partei bei den Bürgern erweckt, bildet sich auch über bekannte Nachrichtenmagazine, die z.b. in der Headline davon berichten, wie ein Politiker eine Politikerin Ihrer Partei an die "Wand gedrückt" hat http://www.spiegel.de/plus/wie-sich-angela-merkel-und-andrea-nahles-von-horst-seehofer-an-die-wand-druecken-liessen-a-00000000-0002-0001-0000-000159547634 . Da entstehen Assoziationen, die nichts mit Politik und Arbeit zum Wohle und für den Bürger zu tun haben, eher mit speziellem "Privatvergnügen". Ein anderer Politiker Ihrer Partei prägt den Ausseneindruck durch Talkshowauftritte und Verlautbarungen wie "...ein Trauerspiel, dass so viele Menschen nicht in den Genuss eines Spenderorgans kommen.“ https://www.welt.de/wirtschaft/article181410776/Organspende-Was-die-Widerspruchsloesung-gefaehrden-koennte.html . Eine lebensgefährliche Operation todkranker Menschen mit so oder so (leider) schlechter Zukunftsperspektive und die Zerteilung eines lebenden menschlichen Körpers, euphemistisch verbrämt als Gehirntoter und Organspender, wird im Zusammenhang mit "Genuss" medial verbreitet, als handle es sich, nach meiner Assoziation, um ein Essen in einem 5 Sterne Restaurant! Die Mehrzahl der Bürger (ca. 2/3 nach meiner Kenntnis) will trotz, oder gerade wegen größtmöglicher Aufklärung keinen Organspendeausweis ausfüllen.
Deswegen will dieser Politiker Ihrer Partei nun jeden Bürger zwangsweise zum "Organspender" per Gesetz machen. Kein Mensch kann bewußtlos widersprechen, egal was er wo vorher verlautbart hat und genau auf diese Situation kommt es im Fall des Falles schlußendlich aber an. Menschen fühlen sich als Objekt der Verwertung, ausgeliefert und wehrlos.
Welchen Einfluss werden diese Eindrücke und deren Wirkungen bei den Wählern auf Ihr Wahlergebnis haben?
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Frage via Abgeordnetenwatch. Ich teile Ihre Einschätzung, dass der Umgangston der Politik in den letzten Wochen und Monaten rauer geworden ist und die eine oder andere Aussage vielleicht verfehlt war. Aber ich kann nicht für andere sprechen, genauso wenig fühle ich mich verantwortlich für die Aussagen anderer PolitikerInnen. Ich kann nur für mich versuchen, meinem Gegenüber stets respektvoll zu begegnen, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen vertreten. Das ist mir bis jetzt ganz gut gelungen.
Was das Thema Organspenden betrifft, unterscheiden sich unsere Meinungen. Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr Organspenderin, weil ich die Möglichkeit nutzen möchte, mit meinen Organen andere Leben zu retten. Selbstverständlich muss diese Entscheidung aber Jede/r für sich treffen (dürfen).
Mit freundlichen Grüßen
Isabell Zacharias