Frage an Ingrid Nestle von Wolf H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Ingrid Nestle,
Ja, heute ist so ein Tag, wo man über die Energieversorgung und deren Zuverlässigkeit nachdenkt. Aufgeweckt durch die Demos in Bonn,
Ich stelle konkrete Fragen, wie soll die E Versorgung ab 2020 aussehen. Wenn die Kohle, wie von Ihnen immer wieder postuliert ausgebremst wird ?
Reichen die neuen Energieen aus.? Garantieren die neuen Energien eine zuverlässige und vor allen Dingen eine bezahlbare Versorgung ?.
Gruss Wolfgang H.
Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Es bedarf in der Tat eines weiteren ambitionierten Zubaus an Erneuerbaren Energien um die Klimaziele der Bundesregierung zu erfüllen. Bezahlbar sind die Erneuerbaren allemal - Strom aus neuen Wind- oder Sonnenstromanlagen ist inzwischen günstiger als Strom aus neuen Gas- oder Kohlekraftwerken. Die Preise für Solarstrom sind in den letzten Jahren um 80 bis 90 Prozent gefallen. Auch bei der Offshore-Windenergie haben mehrere Projekte bei der ersten Ausschreibungsrunde überraschend auf eine Finanzierung verzichtet, die über die Erlöse am Strommarkt hinausgeht. Das sieht man der EEG-Umlage noch nicht an, weil dort noch die relativ hohen Kosten aus der Anfangszeit der Erneuerbaren drinstecken und auch weil der sehr niedrige Börsenpreis die Umlage höher aussehen lässt als es den Kosten der Erneuerbaren entspricht. Auch im Wärmebereich werden durch die Energiewende letztlich finanzielle Risiken vermieden durch mögliche Preissteigerungen für fossile Energien und die Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen für fossile Energieträger. In 2015 haben wir in Deutschland knapp 60 Milliarden Euro für den Import fossiler Energieträger ausgegeben.
Auch die Versorgungssicherheit wird durch die Stilllegung von 20 Kohleblöcken bis 2020 nicht gefährdet. Derzeit stehen in Deutschland noch deutliche Überkapazitäten - in 2016 haben wir zum Beispiel ca 10% mehr Strom produziert als verkauft und ins Ausland geliefert. Allerdings muss Deutschland jetzt dafür sorgen, beim Ausbau Erneuerbarer Energien nicht abgehängt zu werden. In einer Übergangszeit können Gaskraftwerke und im nächsten Jahrzehnt auch die neueren Kohlekraftwerke zur Versorgungssicherheit beitragen. In der Zeit müssen die alternativen Mechanismen richtig in Schwung gebracht werden. Letztlich wird die Antwort ein Mix aus steuerbaren Erneuerbaren wie Biomasse in Maßen und Wasserkraft, Speicher, intelligenter Steuerung, Verbrauchsmanagement, Energieeffizienz, Kopplung mit Wärme- und Verkehrssektor und Vernetzung unterschiedlicher Orte und Technologien sein. Irgendwo in Europa weht fast immer der Wind. Zu den Speichern zähle ich zum Beispiel auch die Anbindung an große existierende Speicherkapazitäten in Europa. Allein Norwegen besitzt die 2000fache Menge an Stromspeicherkapazitäten als Deutschland. Das Nordlink-Kabel mit 3,4 GW zwischen Deutschland und Norwegen befindet sich derzeit im Bau und soll 2022 in Betrieb gehen. Der sparsame Umgang mit Energie ist dabei ein Schlüssel: Wir sollten bis 2050 beim Primärenergieverbrauch mehr als 50 Prozent einsparen. Je nach Szenario verbleibt dann noch ein Energieverbrauch zwischen 1100 und 1300 Terawattstunden. Verschiedene Potenzialabschätzungen kommen zu dem Schluss, dass diese Energiemenge durch Erneuerbare Energien auch alleine in Deutschland zu erbringen ist. Im folgenden finden Sie entsprechende Links zu den Studien:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/potenzial_der_windenergie.pdf
https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/studie-100-erneuerbare-energien-fuer-strom-und-waerme-in-deutschland.pdf
https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Nestle