Werden sie angesichts der aus den RKI-Wochenberichten ersichtlichen Tatsache, dass mehr als 3/4 aller sympt. COVID-19-Fälle Grundimmunisierte und Geboosterte betreffen gegen ein Impfpflicht votieren?
Sehr geehrter Herr Becker,
die RKI-Wochenberichte legen offen, dass bei den über 18-jährigen Personen die symptomatischen Fälle von Covid-19 in etwa 3/4 aller Fälle Grundimmunisierte und Geboosterte sind. Erkennbar ist daraus auch, dass schwere Verläufe und auch Todesfälle in nicht unerheblichem Maße im Verhältnis zu Ungeimpften Realität stehen und das entgegen der Behauptungen des Gesundheitsministers.
Des Weiteren steigen die Fälle der Impfnebenwirkungen rapide an.
Stimmen Sie angesichts dieser Tatsachen gegen eine allgemeine Impfpflicht und wenn nein, wie können sie das begründen, da weder alle bisherigen Maßnahmen noch das Impfen zur Beendigung des jetzigen Zustandes geführt haben und daran offensichtlich auch eine Impfpflicht nichts ändert? Hinzu kommt, dass damit auch in juristischer Hinsicht das Grundgesetz mißachtet wird.
Vielen Dank für ihre Rückinformation und freundliche Grüße
Gerhard M.
Sehr geehrter Herr M.,
an dieser Stelle zunächst einmal vielen Dank für Ihre Frage zur Impfnachweispflichtdebatte in Deutschland.
Wie sie selbst sicher verfolgt haben, fand die zu dieser Thematik entscheidende Abstimmung am 07.04.2022 im Bundestag statt.
Zwar hat bei jener Abstimmung der von mir unterstützte Vorschlag für eine Impfnachweislicht ab 60 Jahren relativ die meisten Stimmen erhalten, jedoch leider keine absolute Mehrheit gefunden. Dies ist bedauerlich aber so ist Demokratie. Das anerkenne und akzeptiere ich. Obwohl die Mehrheit der Parlamentarierinnen und Parlamentarier grundsätzlich für eine Impfpflicht ist, ist die Chance damit vertan, unser Land rechtzeitig auf den kommenden Herbst vorzubereiten. Es wäre aus meiner Sicht ratsam gewesen, im dann bereits dritten Pandemiewinter mit Hilfe gut wirksamer Impfstoffe einen Schutzschirm über die Menschen in unserem Land zu spannen, den man je nach Bedrohungslage hätte ausfahren können.
Diejenigen, denen der parteipolitische Nutzen bei dieser Abstimmung wichtiger war, als das Land gemeinsam angemessen gegen die Pandemie zu schützen, haben eine Gewissensfrage auf verantwortungslose Art und Weise beantwortet. Sie werden sich im Herbst messen lassen müssen, wenn die Krankenhäuser erneut erheblichen Belastungen ausgesetzt sind, Geschäfte und Gastronomie möglicherweise wieder Einschränkungen unterliegen und auch der Schulalltag wieder herausfordernd wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Holger Becker