Frage an Hermann Ott von Sascha K. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Ott,
Kurz vor der Bundestagswahl stehe ich wie viele Menschen wieder einmal vor dem Dilemma, das kleinste Übel unter den angetretenen Volksparteien zu sondieren. Ehrlich gesagt bin ich etwas Müde was die traditionelle Politik mit ihrer leeren Rhetorik angeht; wieder einmal versuchen mich die gleichen Menschen, die uns geradewegs in die ökologische, finanzielle und vor allem auch zunehmend in die soziale Krise geführt haben, von ihrer gesellschafts-gestalterischen Kraft zu überzeugen ... gäähhhn, bzw. ... heeeuul!
Da es jedoch Lichtblicke in der politisch-geistigen Sphäre gibt, bin ich noch nicht ganz hoffnungslos, denn derzeit greift ja bspw. auch die Idee des BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMENS um sich.
Nun habe ich gelesen, dass Sie in meinem Wahlkreis antreten und von der innovativen Kraft des GRUNDEINKOMMENS überzeugt sind - halleluja! So besteht doch tatsächlich noch die Möglichkeit, dass ich doch noch zur Wahl gehe (bislang befürchte ich, dass ich zum ersten Mal nicht gehe).
Nun meine Frage: wie werden Sie sich im Falle des Gewähltseins auf Bundesebene für das Bürgerrecht auf ein Grundeinkommens stark machen (können)? Welche Schranken werden ihn da von Seiten ihrer eigenen Partei auferlegt, die sich aus (macht?)politischen Gründen vorerst dagegen ausgesprochen hat?
In der aufrichtigen Hoffnung auf eine mutmachende Antwort,
lieben Gruß, S. K.
Sehr geehrter Herr Kaletka,
das freut mich, dass Sie sich doch vorstellen können zur Wahl zu gehen! Wir müssen dieser grassierenden Politiker-Verdrossenheit etwas entgegen setzen, und das kann nur von unten kommen, also von der Basis. Wir dürfen die Politik nicht den Profis überlassen!
Für mich ist die drohende Klimakatastrophe der unmittelbare Auslöser für mein politisches Engagement. Aber es sind auch andere Themen, wie Bildung oder soziale Gerechtigkeit die mich dazu getrieben haben, von der Wissenschaft in die Politik zu wechseln. Ich bin, weil mein Vater früh gestorben ist, als ältestes von fünf Kindern von unserer Mutter alleine großgezogen worden. Das hat sie gut hingekriegt - eine unglaubliche Leistung von ihr. Aber eben auch nur deshalb möglich, weil das soziale Netz noch einigermaßen gehalten hat. Ich weiß nicht, ob das unter den gegenwärtigen Bedingungen ebenso gut geklappt hätte...
Es gibt also gute Gründe dafür, die soziale Schieflage in unserem Land zu beseitigen. Und es gibt sogar eine Verbindung zwischen meinem sozialen und meinem ökologischen Engagement:
Wenn wir eine grundlegende Störung des Klimasystems verhindern wollen, müssen sich viele Dinge in Deutschland, Europa und der Welt sehr schnell ändern. Das geht nur mit den Menschen, nicht gegen sie. Eine gute Klimapolitik lässt sich nur dann umsetzen, wenn die Menschen mitmachen. Und dafür ist es wichtig, dass sie keine Angst haben durch´s Netz zu fallen. Ängstliche Menschen haben keinen Mut für
Wandel, höchstens eine Stinkwut die ungerichtet ist und keine Verbesserung bewirkt.
Nein, wir brauchen eine Politik, die soziale Ungleichheiten einebnet, nicht verstärkt. Und die dazu führt, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Kreativität und ihren Mut einsetzen um die Klima- und Ressourcenkrise zu bekämpfen und eine bessere Welt zu schaffen.
Dafür will ich im Bundestag kämpfen und hoffe, dass mich möglichst viele in Wuppertal und anderswo dabei unterstützen.
Ich hoffe, ich kann mit dieser Antwort bewirken dass Sie zur Wahl gehen - und vielleicht sogar ihr Kreuz bei GRÜN machen. Zwar hat sich der Parteitag mit 60:40 gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen entschieden, aber erstens ist die stattdessen vereinbarte Grundsicherung auch nicht von schlechten Eltern und zweitens bleiben wir dran.
Ihr
Hermann Ott