Frage an Hermann Imhof von Tina M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Imhoff,
in der Zeitung haben Sie von großen Veränderungen im Bildungssystem gesprochen, damit es für Kinder und Eltern wieder etwas besser wird.
1. Welche Veränderungen sehen Sie nach 2008 konkret kommen?
2. Werden Sie sich für eine Regionalschule in Heroldsberg einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Tina Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
bitte haben Sie Nachsicht, dass Sie einige Geduld aufbringen mussten, bis ich Ihre Fragen beantworten konnte.
Zu 1.)
Bayerns Hauptschüler sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt. Die Wirtschaft setzt auf sie – ohne Hauptschüler geht nichts. Ein Drittel aller Schüler besucht die Hauptschule. Fast die Hälfte aller Ausbildungsanfänger hat den Hauptschulabschluss.
In Zukunft bereiten wir unsere Hauptschüler noch besser auf die berufliche Praxis vor. Beispielsweise durch Fächerprofile, die an die besonderen Anforderungen bestimmter Berufe angepasst sind. Oder durch Betriebspraktika. Wir bauen zudem das Angebot der gebundenen Ganztagsklassen flächendeckend aus.
Wir stärken das Arbeits- und Sozialverhalten. Und die Werteerziehung kommt nicht zu kurz. Denn auch Tugenden wie Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Rücksichtnahme, Höflichkeit und Toleranz entscheiden über den späteren Erfolg im Berufsleben.
Das bayerische Abitur setzt Maßstäbe und ist das beste in ganz Deutschland. Wir bereiten unsere Abiturienten bestmöglich auf ein Hochschulstudium oder eine erfolgreiche berufliche Ausbildung vor.
Künftig setzen wir noch stärker auf die Vermittlung von Grundwissen. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass mehr Zeit zum Üben bleibt. Durch weniger Jahreswochenstunden, durch einen verkürzten Lehrplan, durch weniger Nachmittage mit Pflichtunterricht.
Bayern erweitert das Angebot an Ganztagsschulen konsequent – als Alternative für Kinder und Eltern, nicht als Zwang. Wir orientieren uns dabei am tatsächlichen Bedarf. Gleichzeitig bauen wir die Betreuungsangebote weiter aus: durch zusätzliches Personal und längere Betreuungszeiten. Wir wollen künftig die ganztägige Betreuung für alle Schulkinder bis 14 Jahre gemeinsam mit den Kommunen garantieren.
In offenen und gebundenen Ganztagsklassen steht neben dem Unterricht einiges auf dem Programm: Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Förderangebote sind längst nicht alles. Auch Sport, Musik und künstlerische Aktivitäten werden ganz groß geschrieben. Besonders erfolgreich sind Angebote, die die Schulen gemeinsam mit Vereinen und Verbänden organisieren.
Der Schlüssel zum Erfolg in der Schule und im Leben ist die deutsche Sprache. Wir sorgen mit Sprachunterricht und Sprachtests bereits n den Kindergärten dafür, dass jedes Kind beste Bildungschancen erhält.
Bayern stellt kontinuierlich zusätzliche Lehrer ein. Wir verbessern dadurch die Unterrichtsversorgung weiter. Die Klassen werden kleiner. Das bedeutet: mehr individuelle Förderung, mehr Chancen.
Dies erreichen wir auch durch den konstanten Ausbau der Jugendsozialarbeit an Schulen. Bis zum Schuljahresbeginn 2009/2010 werden wir 350 Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte geschaffen haben. Damit wird die soziale, schulische und berufliche Integration von benachteiligten Jugendlichen deutlich gestärkt.
An Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien sollen nicht mehr als 30 und an den Grundschulen nicht mehr als 25 Schüler eine Klasse besuchen. Wenn der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund besonders hoch ist, wird die Klassenstärke weiter reduziert.
Zu 2.)
„Mogelpackung regionale Schulentwicklung“
Die Argumentation, dass mit diesem Modell die wohnortnahe Schule erhalten werden kann, ist falsch:
Eine Schule, die Haupt- und Realschulzug unter einem Dach vereinigen soll, müsste wegen der erforderlichen Binnendifferenzierung und zur Sicherstellung der notwendigen Qualitätsanforderungen an das Unterrichts- und Lehrerangebot über eine große Schülerzahl und einen weiten Einzugsbereich verfügen. Für eine regionale Modellschule sind mindestens 50 Schüler pro Jahrgang erforderlich sind. Von Jahrgangsstufe 5 bis 10 ergäbe das eine Mindestschülerzahl von 300 Schülern pro Schule. Zum Konzept der regionalen Schulentwicklung ist deshalb folgendes festzustellen:
• Die wohnortnahen Hauptschulen müssten bei der Umsetzung des Konzepts aufgelöst werden, um regionale Schulzentren mit mehr als 50 Schülern pro Jahrgangsstufe bilden zu können.
• Erhebliche Qualitätseinbußen bei 50 Schülern pro Jahrgangsstufe. Die 3 Ausbildungsrichtungen der Realschule könnten nicht angeboten werden. Sollen alle Angebote der Haupt- und Realschule angeboten werden (z. B. Praxisklasse), wäre als Mindestgröße die Vierzügigkeit erforderlich.
• Das Netz der Schulen wäre sehr dünn und die Wege entsprechend weit.
• Die regionalen Schulausschüsse in den Gemeinden wären nicht in der Lage, die überörtlichen Probleme (Entscheidung über Standorte und Schüler) zu lösen, sodass letztlich die Aufsichtsbehörde entscheiden müsste. Die Entscheidungskompetenz würde damit auf Landkreisebene verlagert. Schon jetzt sind im Rahmen unserer Hauptschulinitiative flexible, auf die Region zugeschnittene Lösungen möglich.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Imhof, MdL