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Helga Lopez
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Frage von Hildegard P. •

Frage an Helga Lopez von Hildegard P. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Lopez,

nun ist es wohl beschlossene Sache: Millionen von Kleinstkindern werden künftig im reichen Deutschland der Profitgier der Wirtschaft und dem fehlgeleiteten Selbstverwirklichungsstreben junger Frauen geopfert werden. Diese Kinder werden Ängste und Deprivation erleiden, ihre Eltern werden ihnen wegen des Berufsstresses kein emotional sicheres Zuhause bieten können. Die Familien, die das nicht mitmachen wollen, werden finanziell benachteiligt und aus wirtschaftlicher Not gezwungen, ebenfalls Fremdbetreuung in Anspruch zu nehmen. Mit dem Zerfall der Familien werden die sozialen Probleme wachsen. Der Staat wird noch mehr eingreifen müssen... Willkommen im segensreichen 21. Jahrhundert!

Als Mutter von 4 Kindern im Teenage-Alter sehe ich diese Entwicklung mit großer Besorgnis. Warum wird nicht eine Kinderrente oder ein Erziehungsgehalt eingeführt, um die Erziehungsleistung von Müttern zu würdigen und endlich einen gerechten 3-Generationen-Vertrag einzuführen? Warum gibt der Staat Millionen dafür aus, dass andere Menschen unsere Kinder betreuen, wo wir es doch viel besser können? Für mich ist das menschliche Barbarei und eine moderne Form der Versklavung von Frauen, die es als Verwirklichung ihrer gottgegebenen Natur ansehen, Kindern das Leben zu schenken und in Liebe selbst für sie zu sorgen. Ein Staat, der sich nicht um diese Mütter kümmert, ist für mich kein Sozialstaat. Bismarck und Adenauer sind Schuld an der Misere. Wenn doch unsere Feministinnen diesen Tatbestand sehen und für die wahre Freiheit der Frau eintreten würden! Aber sie sind so besessen, die besseren Männer zu werden, dass wir bald gar keine Kinder mehr haben werden. Bitte, Frau Lopez, treten Sie dafür ein, dass Frauen Zeit für Familie und Beruf - aber nacheinander - haben!
Wie ist Ihr Standpunkt in der Debatte und werden Sie als SPD-Abgeordnete für ein Einfrieren des Kindergeldes stimmen? Ihr Eintreten für mehr Gerechtigkeit beim Elterngeld hat mich berührt...

Beste Grüße

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Piepenburg,

vorneweg eine Bemerkung zum Kindergeld: Die Aussetzung einer möglichen Kindergelderhöhung zum Zwecke des Ausbaus der Kinderbetreuung halte ich persönlich für falsch und trete vehement dafür ein, dass diese Finanzierungsalternative nicht kommt.

Bei der aktuellen Diskussion um den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten geht es nicht darum, für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr Plätze zu schaffen. Ziel ist es, für 35 Prozent der Kinder Betreuungsmöglichkeiten (Kita´s, qualifizierte Tagesmütter) vorzuhalten. Das entspricht übrigens dem europäischen Durchschnitt. Während in den neuen Bundesländern etwa 40 Prozent der Kinder unter Drei einen Platz bekommen können, sind es in den alten Bundesländern im Durchschnitt nur 9 Prozent. Mitnichten sollen also alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in Fremdbetreuung gehen. Was wir wollen ist eine echte Wahlfreiheit für die Eltern. Sie sollen sich entscheiden können.

Für Familien mit Kindern ist in den letzten Jahren viel getan worden. So wurde zum Beispiel unter der früheren rot-grünen Bundesregierung das Kindergeld zwischen 1998 und 2005 insgesamt drei Mal auf aktuell 154 Euro erhöht. Durch die rot-grüne Steuerreform wurden insbesondere Familien mit Kindern deutlich entlastet. Die Große Koalition hat 2006 die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten beschlossen, im Übrigen auch für Eltern, die nicht beide berufstätig sind. Auch sollte nicht vergessen werden, dass Kindererziehungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung anerkannt werden und Eheleute, die nicht beide berufstätig sind, den steuerlichen Splittingvorteil erhalten, den es meines Wissens in keinem anderen Land gibt. Dieser steht nach unserer Auffassung bei gutverdienenden Einverdiener-Ehepaaren ohne Kinder zur Disposition und sollte, falls er für diesen Personenkreis gemindert wird, Familien mit Kindern zugute kommen. Über einen Bestandsschutz für "alte Ehepaare" wird hier sicherlich noch zu reden sein. Der immer geübten Praxis, für neue Leistungen Finanzierungsmöglichkeiten innerhalb der bestehenden Leistungen zu finden, liegt übrigens der Gedanke zugrunde, dass die ansonsten von uns zu beschließende Verschuldung von späteren Generationen bezahlt werden muss.

Mir geht es zuerst immer um das Wohl der Kinder, das natürlich mit dem Wohl der Eltern ursächlich verknüpft ist. Wenn Frauen sich ganz oder für lange Zeit nur für die Kindererziehung entscheiden können, dann ist das gut. Wenn Frauen, die sich das finanziell oder aus beruflichen Gründen (z.B. Anschluss verpassen) nicht leisten können oder wollen und sich früher für Kindererziehung und Beruf entscheiden, dann muss es gute andere Betreuungsmöglichkeiten geben. Von der unumstrittenen Betreuungsmöglichkeit Kindergarten wird in Deutschland reger Gebrauch gemacht: 98% aller Kinder gehen in den Kindergarten. Es findet also fast immer eine Fremdbetreuung während der ersten sechs Lebensjahre statt, auch wenn die Mutter nicht berufstätig ist. Also gibt es doch auch andere gute Gründe für einen Mix aus eigener und fremder Betreuung. Und: Eine qualitativ gute Fremdbetreuung ist allemal besser als Vernachlässigung durch Stresssituationen.

Mir persönlich liegt auch am Herzen, dass die Väter sich künftig mehr an der gemeinsamen Erziehung beteiligen können als bisher. Ihnen ist zwar die rechtliche Möglichkeit gegeben, aber sie haben leider zu oft noch berufliche Nachteile zu befürchten - wie übrigens leider auch die berufstätigen Mütter.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Helga Lopez, MdB