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Frage von Ludwig S. •

Frage an Heike Gebhard von Ludwig S. bezüglich Gesundheit

Fragen:
1. In den letzten 10 Jahren sind ca 50000 Pflegestellen weggefallen. Die Krisensituation ist bekannt. Eine Lösung intendierte das Pflegeförderprogramm. Aber sowohl die mangelnde Nutzung sowie die steigende Belegungszahlen gleichen den positiven Effekt aus. Werden Sie sich für eine Verbesserung der Situation der Pflege auf Landes-, Bundes- und Einrichtungs- Ebene einsetzen? Wie wollen Sie das machen? Mit welchen Vorschlägen?
2. Bei neueren Erhebungen zur Pflegequalität stellt sich heraus, dass eine gute Pflegequalität häufig nicht mehr gewährleistet ist. Eine Untersuchung an 9 Akutkrankenhäusern und Psychiatrien im Raum Köln/Bonn hat ergeben, dass nur 4,3% immer der Pflegestandard einhalten können ( http://www.menschenwuerdigepflege.de ). Würden Sie sich für eine verbindliche (ausreichende) Personal-Pflege-Verordnung einsetzen (PPV), die die Einhaltung der Pflegestandards gewährleistet?
3. Die erlebte Diskrepanz zwischen gelernten Pflegeanforderungen und dem erfahrenen Pflegealltag, Stress durch Unterbesetzung, mangelnde gesellschaftliche Anerkennung und eine im Verhältnis zur Qualifikation zu geringe Bezahlung machen die Wahl des Pflegeberufes für junge Menschen unattraktiv. Wir haben jetzt schon einen Pflegekräftemangel vor allem in den Ballungsgebieten, der sich in Zukunft noch verstärken wird. Welche Maßnahmen halten Sie für erforderlich, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmitz,

Ihre Fragen möchte ich wie folgt beantworten:

1. Das Pflegepersonal im Krankenhaus leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Patientinnen und Patienten. In den letzten 10 Jahren wurden rd. 50.000 Pflegestellen abgebaut. Gleichzeitig hat die Belastung des Pflegepersonals durch medizinische und technische Entwicklungen, Arbeitsverdichtung, demografische Veränderungen sowie steigende Versorgungsintensität zugenommen. Beispielsweise ist die Fallzahlbelastung im Krankenhaus innerhalb von sieben Jahren - zwischen 2000 bis 2006 - pro Pflegestelle um acht Prozent gestiegen, während die Zahl der Fälle pro Arzt im selben Zeitraum um 15 Prozent gefallen ist. Angesichts dieser schwierigen Situation kann der Handlungsbedarf im Bereich der Krankenhauspflege nicht ernsthaft bezweifelt werden.
Das angesprochene Förderprogramm, aus dem bis zu 21.000 zusätzliche Pflegestellen geschaffen werden sollen, kann dann einen langfristigen Effekt entwickeln, wenn wie vorgesehen bis zu 5 Prozent der Mittel tatsächlich für die Erprobung neuer Arbeitsorganisationsmodelle (z. B. Arbeitsabläufe und -strukturen) verwendet werden.

2. Wir sind der Auffassung, dass auf der Grundlage von Personalbemessungsinstrumenten ein verbindlicher Personalschlüssel definiert werden sollte, der nach Art und Umfang der zu erbringenden Leistungen variiert.

3. Neben den zu Frage 1 beschriebenen Maßnahmen sind wir der Auffassung, dass es darüber hinaus gezielter Initiativen bedarf, um die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern. In Anlehnung an die Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission "Situation und Zukunft der Pflege in NRW" ist hervorzuheben, dass neben einer verstärkten Förderung der Pflegeausbildungen vor allem auch die gesellschaftliche Anerkennung der Pflegeberufe zu erhöhen ist. Imagekampagnen sind dabei ein Bestandteil, der jedoch durch weitere Maßnahmen flankiert werden muss. Der Pflegeberuf ist zudem substantiell attraktiv zu machen, indem es gelingt, neben den oben beschriebenen Maßnahmen, berufliche Aufstiegschancen, akzeptable Arbeitszeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Entlastung der Pflegekräfte von unnötiger Bürokratie zu realisieren.

Mit freundlichen Grüßen
Heike Gebhard MdL