Frage an Harald Ebner von Lukas T. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Ebner,
ich würde gerne näheres über ein Problem in Erfahrung bringen, welches mir sehr am Herzen liegt. Meiner Meinung nach ist die Menge an Müll, die nicht im Mülleimer sondern auf dem Boden landet absolut widerlich. Ich möchte nicht übertreiben, aber wenn ich auf der Landstraße fahre traue ich es mich nicht mehr links und rechts neben die Fahrbahn zu schauen, da dort mittlerweile alle paar Zentimeter Müll und weggeworfenes Essen liegt. Zudem finde ich die Menge an Müll die in den kleineren Städten auf dem Boden landet ebenfalls erschreckend. Ich sehe häufig mehrere Plastikflaschen in einem Garten liegen, obwohl man in seinem Blickfeld 3 oder mehr Mülleimer sehen kann. Ich hoffe sie haben ebenfalls bereits bemerkt, dass wenn man darauf achtet, man schnell bemerkt dass die Menge an Müll die nicht im Mülleimer landet einfach nicht mehr tragbar ist.
Daher hätte ich folgende Fragen an sie:
- Was sind die Konsequenzen der Vermüllung in Städten und an den Landstraßen?
- Was tun Sie und ihre Partei bereits um dagegen Vorzugehen?
- Was würden Sie unternehmen, um der Entwicklung entgegen zu wirken?
- Was würden Sie von Schildern halten, die im Umfeld von Supermärkten darauf hinweisen, den Müll in
Mülltonnen zu entsorgen? (dort ist die Menge an Müll meines Erachtens immer am größten)
Vielen Dank für ihre Antwort! :)
Sehr geehrter Herr Tach,
vielen herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ihren Ausführungen und Sorgen kann ich zu 100 Prozent zustimmen.
Allerdings sehe ich den wirksameren Ansatzpunkt gegen die zunehmende Vermüllung nicht in einer sorgsameren Müllentsorgung, sondern in der Vermeidung von Müll. Im Jahr 2016 fielen in Deutschland 417 Millionen Tonnen an Abfall an, mehr als die Hälfte hiervon machen allerdings Bauabfälle aus (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-bauabfaelle-mangel-an-muelldeponien-15668681.html).
Damit aber die Verbraucherinnen und Verbrauchen Müll reduzieren können, muss der notwendige Bewusstseinswandel auch flankierend unterstützt werden: z.B. muss die Abgabe von unverpackten Lebensmitteln erleichtert werden. Es ist doch irrsinnig, wenn auf Langlebigkeit und Haltbarkeit getrimmte Stoffe auf Erdölbasis nur für wenige Sekunden im Einsatz sind (z.B. als Käse- oder von Gemüseverpackung), um dann in den Müll geworfen zu werden.
Noch absurder ist das Beispiel der Coffee-To-Go-Einwegbecher: in Deutschland werden stündlich 320.000 Becher verbraucht. Pro Jahr sind das fast drei Milliarden Stück Einwegbecher. Allein in Berlin werden jeden Tag 460.000 Becher verbraucht (https://www.duh.de/becherheld-problem/). Hier braucht es dringend ein funktionierendes Mehrweg-System. Überhaupt muss im Getränkebereich das Pfandsystem über Mehrweg gestärkt werden. Auch muss die Verrotbarkeit von Kunststoffen unbedingt besser beachtet werden.
Es ist daher wichtig, dass jeder in seinem persönlich Umfeld darauf achtet, dass Müll vermieden und wenn nicht vermieden, dann wenigstens ordnungsmäßig entsorgt wird. Die neue Sportart „Plogging“, bei der Müll in der Umwelt von Läuferinnen und Läufern während ihrer sportlichen Tätigkeit aufgesammelt wird (http://www.deutschlandfunk.de/plogging-muellsammeln-beim-joggen.697.de.html?dram:article_id=414222)
Sicherlich ist auch die Förderung des Umweltbewusstseins des Einzelnen, u.a. auch durch Ihren Vorschlag des Anbringen von Schildern, ein wichtiger Ansatz. In vielen Ländern gibt es ja auch schon derartige „Do Not Litter“-Schilder.
Aber auch die Politik ist in der Pflicht, wie Sie berechtigter Weise fordern. Dass Plastiktüten beim Einkaufen nicht mehr kostenlos angeboten werden, war hier ein erstes wichtiges Instrument. Und Anfang Juni hat die EU-Kommission einen Entwurf für eine Richtlinie vorgelegt, durch die bestimmte Produkte wie Plastikgeschirr vom Markt verschwinden sollen.
Für uns Grüne ist dies aber nur ein erster Schritt auf einem langen Weg: Gerade Plastikmüll ist ein riesengroßes Problem für bzw. in unserer Umwelt.
Plastikmüll findet sich beinahe überall und in kaum einem EU-Land fällt pro Kopf so viel Kunststoffabfall an wie in Deutschland. Die Bundesregierung hat sich viel zu lange auf der vermeintlichen Vorreiterrolle des Recyclingweltmeisters ausgeruht. Weltweit gesehen, nimmt vor allem die Vermüllung der Meere eine immer dramatischer Gestalt an – das traurige Beispiel des in Thailand verendete Wals, der gestorben ist, weil er mehr als 80 (!) Plastiktüten im Bauch hatte, ist hier nur eines von vielen.
Wichtig und richtig wäre es, die Subventionierung von Plastik zu stoppen: Anders als bei der Verwendung für Kraftstoffe wird Erdöl zur Produktion von Kunststoffen nicht besteuert. Damit subventioniert der Staat den Plastikwahn pro Jahr mit mindestens 780 Mio. Euro. Des Weiteren fordern wir die Bundesregierung auf, sich der Initiative der EU-Kommission anschließen. Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel muss jetzt nachziehen und konsequente Maßnahmen einleiten, um Wegwerfplastik zu vermeiden, Mehrwegverpackungen zu stärken und den Einsatz von recyceltem Kunststoff zu fördern.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Antworten weiterhelfen und bedanke mich bei Ihnen für Ihre Bereitschaft, sich persönlich gegen das Problem der Vermüllung zu engagieren!
Mit freundlichen Grüßen
Harald Ebner