Frage an Hanns-Dieter Schlierf von Diana K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Schlierf,
wie stehen Sie zum Thema Biogasanlagen?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Sehr geehrte Faru Krüger!
Herzlichen Dank für Ihre interessante Frage zum Thema Biogasanlagen!
Wie Sie vielleicht wissen, ist unsere Antwort zur Energiefrage in erster Linie die der 3 "E"s:
1. Energieeinsparung (z.B. durch Ausschalten vieler Haushaltsgeräte und technischer Geräte statt der StandBy-Taste), was in erstaunlichem Umfang den Energieverbrauch verringern kann.
2. Effiziente Energienutzung (z.B. durch Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung), hierher gehören aber auch Wärmedämm-Maßnahmen im Bereich beheizter Gebäude
3. Erneuerbare Energie (z.B. Energie aus Sonne und Wind, im weiteren Sinn auch aus Biogasanlagen, da diese ja aus erneuerbaren Rohstoffen gepeist werden.
Insofern sind Biogasanlagen zunächst einmal gut.
Sie sind auch deshalb gut, weil sie - anders als Wind und Sonne - andauernd laufen können, ja sogar in einem recht großem Maß bedarfsgerecht mehr oder weniger Strom liefern können. Sie sind auch deshalb gut, weil sie unseren Landwirten, die für ihre anderen landwirtschaftlichen Produkte erstaunlich wenig Ertrag bekommen, ein gutes Einkommen garantieren. Die Landwirte werden also hier zu Energiewirten.
Da kommt jetzt aber auch die Kehrseite der Medaille: Durch verhältnismäßig hohe Renditen der Biogasanlagen ist es zu einer erheblichen Steigerung der Pachtpreise für die Ackerbauflächen gekommen. Biogasanlagen werden fast ausschließlich mit Mais betrieben. Landwirte, die ja nach unseren Vorstellungen den Boden nachhaltig, am besten biologisch bearbeiten sollten, haben damit kaum Möglicheiten, ihre Ackerbauflächen zu vergrößern, da die maisanbauenden Betriebe ihnen den Boden streitig machen. Zudem wird der Boden durch den intensiven Maisanbau stark ausgelaugt. Die Böden müssen mit enormem Aufwand durch Einsatz von Kunstdünger und chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln in die Lage versetzt werden, genügend Ertrag an Mais zu erbringen. Eine dauerhafte Schädigung unserer Ackerböden droht, ist zum Teil schon eingetreten.
Deshalb meinen wir, dass das Ausmaß an neu errichteten Biogasanlagen maßvoll reduziert werden soll. Außerdem sollen die vorhandenen Biogasanlagen eher Bio-Abfälle als reinen Mais verarbeiten. Dazu könnte eine spezielle Förderung eben solcher Anlagen beitragen, die zum einen eine gute Verwendung der Abwärme und zum anderen ein gutes Verhältnis von Mais und anderen, sonst nicht vernünftig genutzen biologischen Substanzen (z.B. Gülle) aufweisen.
Noch eine Anmerkung zu Punkt 3: Es erscheint unumgänglich, dass bei den nicht dauerhaft vorhandenen Energiequellen Wind und Sonne in viel größerem Umfang als bisher die Möglichkeit genutzt wird, erzeugten Strom umweltverträglich zu speichern. Leider wird in dieser Richtung viel zu wenig unternommen. Wir stehen hier vor einer riesigen Verantwortung, die offenbar von kaum Jemandem überhaupt wahrgenommen wird. Eine hoffnungsvolle Entwicklung könnte die regionale Erzeugung von Methangas sein, womit bürgernahe Stromerzeugung und -speicherung z. B. durch den Verbundbetrieb von Windkraftanlagen und Methangaserzeugung die Eigenständigkeit von Regionen erhöhen könnte. Leider ist die aktuelle Politik hier viel zu zögerlich und es besteht die Gefahr, dass aufgrund von Lobbyismus die Konzerninteressen vor den Interessen der Bürger die Oberhand gewinnen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür streiten, dass bürgernahe Energieprojekte vorangebracht werden!
Mit freundlichen Grüßen
Hanns-Dieter Schlierf