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Hanns-Dieter Schlierf
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Frage von Michael F. •

Frage an Hanns-Dieter Schlierf von Michael F. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Schlierf,

Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die Ärzte würden sich von der Pharmaindustrie bestechen lassen?

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Fürmann!

Vielen Dank für Ihre Frage in Abgeordnetenwatch zu Pharmaindustrie und Bestechlichkeit der Ärzte.

Seit mehreren Jahren habe ich keine Einladungen mehr von der Pharmaindustrie zu Veranstaltungen bekommen, die nach Bestechung riechen.
Der letzte Hinweis für Bestechungsversuche war der Bericht eines Veranstalters einer Ärztefortbildung, bei der das Essen danach (belegte Brötchen und Getränke) schon öfter von verschiedenen Pharmafirmen übernommen wurde. Als der Vertreter dieser Pharmafirma wollte, dass auch entsprechend dem finanziellen Engagement der Umsatz an seinen Medikamenten ansteigen sollte, lehnte der Veranstalter die Finanzierung des Essens ab, die Ärzte bezahlten ihr Essen selbst.
Aus meiner Sicht ist es schon seit einigen Jahren für die Pharmakonzerne nicht mehr interessant, niedergelassene Ärzte zur Verordnung von überteuerten Präparaten zu "überreden". Die Ärzte bezahlen nämlich diese zu teuren Verordnungen aus der eigenen Tasche in Form von Regressen.
In letzter Zeit wird im Zuge einer Hetzkampagne gegen Ärzte eine spezielle Art von Pharmastudien hochgekocht, bei der die Wirksamkeit und Verträglichkeit von bereits im Markt befindlichen Medikamenten überprüft werden soll. Prinzipiell kann ich nichts verwerfliches daran finden, wenn ein Arzt bei einem von ihm verordneten Medikament gegen Entgelt auf einem anonymisierten Beobachtungsbogen festhält, ob dieses Medikament gewirkt hat und ob es Nebenwirkungen erzeugt hat. Im Gegenteil, das sollte weiterhin so durchgeführt werden.

Ein ganz anderes Problem ist der Einfluss der Pharmaindustrie auf das Gesundheitssystem insgesamt. Schon im Studium ist der Einfluss der Pharmaindustrie zu spüren. Pflanzliche Medikamente mit erwiesener Wirkung und geringen Nebenwirkungen werden sträflich vernachlässigt.

Auch bei der Verordnung von Medikamenten sind häufig chemisch hergestellte Medikamente für den Patienten deshalb interessant, weil sie auf Kassenrezept erhältlich und oft sogar wegen Rabattverträgen kostenlos für den Patienten zu haben sind. Ein ähnlich wirksames Medikament aus dem Bereich der pflanzlichen Medikamente muss der Patient oft vollständig selbst bezahlen.
Das finde ich nicht in Ordnung.
So steht es auch im gesundheitspolitischen Programm der ÖDP. Den Link zum gesundheitspolitischen Programm der ÖDP finden Sie auf meiner Homepage oder hier auf meiner Seite in Abgeordnetenwatch unter "Links".
Die Medikamente in Deutschland sind im Vergleich zu unseren Nachbarländern viel zu teuer. Der Staat verdient durch die Mehrwertsteuer auf die Medikamente mit.
Auch das finde ich nicht in Ordnung.
Häufig werden von Ärzten Medikamente verordnet, obwohl durch eine einfache - manchmal auch durch eine schmerzliche aber notwendige - Veränderung des Verhaltens eine bessere und vor allem anhaltende Veränderung in Richtung Gesundung erreicht werden kann. Das ist nicht immer nur den Ärzten sondern manchmal auch der Bequemlichkeit oder der Ungeduld der Patienten anzulasten. Manchmal muss auch aus beruflichen Gründen eine schnelle Hilfe erzwungen werden. Das geht oft nur mit Chemie, wie zum Beispiel einer antibiotischen Behandlung.

Die ÖDP fordert besondere Förderung der Forschung zu schonenden, insbesondere pflanzlichen Medikamenten.

Dass es auch im Bereich der Ärzte schwarze Schafe gibt, will ich nicht leugnen. Wie in vielen anderen Fällen, wo Ärzte als Halsabschneider und Gierschlunde verunglimpft wurden, hat sich später herausgestellt, dass die Anschuldigungen unhaltbar waren. Das ist der Presse dann aber keine Schlagzeile mehr wert.

Ich hoffe, Ihre Frage damit zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Hanns-Dieter Schlierf