Frage an Hanns-Dieter Schlierf von Alfred M. bezüglich Gesundheit
Überall war dieser Tage zu lesen, dass Sie als Arzt jetzt viel mehr Geld bekommen. Trotzdem protestieren und jammern die Ärzte weiterhin ... Warum??
Sehr geehrter Herr Alfred Maier!
Vielen Dank für Ihre Frage zur Bezahlung der Ärzte.
Von der Regierung und von Funk, Fernsehen und in den Zeitungen konnte man es in den letzten Tagen immer wieder hören, dass die Ärzte jetzt soundsoviel Prozent mehr bekämen und deshalb doch endlich ihr Gezeter aufhören sollen.
Hier wird gelogen durch Weglassen:
Tatsächlich habe ich persönlich auf meinem Konto mehr überwiesen bekommen, als ich nach meinen eigenen Berechnungen zu erwarten hätte. Gleichzeitig bekam ich aber mitgeteilt, dass ich das Geld nicht ausgeben solle, weil es vielleicht wieder zurückgebucht würde. Die gültige Abrechnung für das 1. Quartal 2009, also die Monate Januar bis März bekommen wir voraussichtlich Mitte September! Das ist in meinen Augen eine Unverschämtheit. Kein anderer Berufsstand würde sich so etwas bieten lassen.
Die berichteten Zahlen sind Beträge für ganze Arztgruppen, einigen Facharztgruppen geht es besonders schlecht. Durch eine sogenannte Konvergenzklausel soll verhindert werden, dass allzu große Verluste auftreten. Die Kassen haben aber nur einen kleinen Teil dieser Ausgleichzahlungen übernommen und betont, dass das für die weiteren Quartale ausgeschlossen ist. Den Rest bezahlt die Kassenärztliche Vereinigung aus Rücklagen, die sie eigentlich gar nicht hätte bilden dürfen. Sie zahlt also Geld aus, das uns vorenthalten wurde.
Bedenken Sie bitte, dass wir statt der vor 5 Jahren als wirtschaftlich angemessen errechneten 5,11 Cent pro Leistungspunkt nur 3,5001 Cent bekommen und auch das nur bis zu einer Grenze, dem sogenannten Regelleistungsvolumen. Dieses ist für manche Facharztgruppen unannehmbar gering.
Nicht umsonst fehlt der Nachwuchs. Die niedergelassenen Ärzte sind überaltert und finden keine Nachfolger. Junge Ärzte haben nicht die Chance, eine vernünftige Praxis aufzubauen, denn die Kredite, die für eine solche Praxiseröffnung oder -Übernahme erforderlich wären, kann sich ein junger Arzt nicht mehr erarbeiten.
Wo noch vor 20 Jahren 23% der Krankenkassenbeiträge im Bereich der ambulant tätigen Ärzte zugeteilt wurde, sind es jetzt trotz zahlreichen technischen Errungenschaften nur noch 15%. Dies, obwohl über 90% aller Krankheiten im ambulanten Bereich behandelt werden.
Sehr geehrter Herr Maier!
Leider wird der Protest der Ärzte besonders von der Presse auf die finanziellen Forderungen verkürzt.
In Wirklichkeit geht es um einen gravierenden Umbau des gesamten Gesundheitssystems:
Gesundheitskonzerne wollen nach vielen Kliniken jetzt auch den ambulanten Bereich der Medizin übernehmen.
Die Regierungskoalition tut nichts dagegen.
Letztendlich werden bei einem solchen Vorgehen die freiberuflich tätigen Ärzte aussterben und die Versorgung wird durch angestellte Ärzte erfolgen. Diese sind aber nicht mehr in erster Linie dem Wohl des Patienten verpflichtet sondern vor allem dem Profit des Gesundheitskonzerns.
Gesundheit ist keine Ware! Die ÖDP hat das bessere Gesundheitskonzept.
Ich hoffe, Ihre Frage damit zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Hanns-Dieter Schlierf