Gibt es Pläne, Menschen, die sich bei der Arbeit in sogenannten Systemrelevanten Berufen mit Covid angesteckt haben und nun unter Folgestörungen leiden, besonders zu unterstützen?
Sehr geehrte Frau Steinmüller,
während im März 2021 alle Welt im Homeoffice war, habe ich als Sozialarbeiterin meine Arbeit mit wohnngslosen Menschen weiter vor Ort ausgeführt und mich dabei mit Covid-19 infiziert. Ich leide bis heute an schweren Folgestörungen (ME/CFS) und bin auf nicht absehbare Zeit nicht mehr arbeitsfähig.
Die zuständige Berufsgenossenschaft bearbeitet meinen Antrag nur sehr zögerlich, es macht den Anschein, als würde hier absichtlich verzögert. Ich bin online mit vielen Long-Covid-Betroffenen vernetzt, und es machen viele diese Erfahrungen mit den BGen.
Da Beschäftigte im Gesundheitswesen, in der Altenpflege und Kindererziehung überdurchschnittlich von Long Covid betroffen sind, scheinen die hier zuständigen BGen schlicht überfordert.
Wir, die wir mit besten Absichten und im Bewusstsein unserer Verantwortung für andere Menschen das Risiko der Ansteckung in Kauf genommen haben, fühlen uns hier im Stich gelassen.
Liebe Frau B.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Arbeit als Sozialarbeiterin! Mich erreichen zurzeit viele Schreiben von Menschen mit ME/CFS-Erkrankung oder ihrer Angehörigen. Es ist richtig, dass dieses Thema endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Fraktionsübergreifend befassen wir uns bereits seit Frühjahr 2022 im Rahmen einer Petition damit, welche Verbesserungen seitens der Politik möglich und nötig sind, um die Änderungen zur Versorgung von ME/CFS-Patient*innen im Gesundheitswesen anzustoßen.
Wir wissen um die großen Einschnitte und die schwierige Lage, in der Sie und andere an ME/CFS erkrankten Patient*innen und ihre Angehörigen sind, durch Ihre Einschränkungen im Alltag und z.T. den dauerhaften Pflegebedarf. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat das Chronische Fatigue-Syndrom daher auch explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Hierbei haben wir uns auf die Verbesserung der Forschung und der Versorgung verständigt.
Um Sie bei der erfolgreichen Bearbeitung ihres Antrages zu unterstützen und das strukturelle Problem besser fassen zu können benötige ich einige weitere Informationen.
Liegen Ihnen Ablehnungsbescheide vor oder wurden Sie bereits auf andere Träger wie die Krankenkasse verwiesen, da es Probleme bei der Anerkennung als Berufskrankheit gibt?
Konnten Sie bereits ein Muster in der Begründung der verzögerten Bearbeitung erkennen?
Haben Sie Ihren Antrag auf Rentenansprüche, Rehamaßnahmen oder etwas anderes gestellt?
Kontaktieren Sie mich diesbezüglich gerne per Mail an hanna.steinmueller@bundestag.de.
Herzliche Grüße und alles Gute
Hanna Steinmüller