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Frage von Mathias R. •

Frage an Günther Frölich von Mathias R. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Hallo Herr Frölich,

Worin sehen Sie als Fachmann der Gebäudetechnik bzw. die Freien Wähler den Grund, dass öffentliche Bauvorhaben regelmäßig den Kostenrahmen sprengen, sowie zeitlich aus dem Ruder laufen, siehe S21, Berliner Flughafen etc.

Was können und möchten Sie hier ändern, damit das Geld des Bürgers sinnvoll und geplant verwendet wird!

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Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Mathias Roth,

recht herzlichen Dank für die sehr gute Frage, ich glaube, dass Sie, genausso wie ich vom Fach sind, sonst könnten sie kaum so zielgerichtet fragen.

Der von ihnen richtiger Weise geschilderte Umstand, dass immer häufiger insbesondere öffentliche Bauvorhaben aus dem Kosten- und Zeitfenster laufen hat meiner Erfahrung nach mehrere Ursachen:

1. *Das öffentliche Vergaberecht - *schreibt vor produktneutral auszuschreiben und im Prinzip dem " billigsten "( wirtschaftlichsten) Bieter den Auftrag zu geben.

Diese zwei Fußangeln im öffentlichen Vergaberecht bewirken in der täglichen, praktischen Umsetzung der Ämter bereits den späteren GAU vor.

* 2.** Die Qualität der Planungunterlagen* - leider bekommen die Planer eines Bauvorhabens oftmals nicht die notwendigen Vorgaben für ihre Planung rechtzeitig mitgeteilt oder es wird während der Planungsphase ständig geändert und was am Schlimmsten ist auch noch während der Bauphase.

*3.* *Die Genehmigungsauflagen* - kommen zu spät oder werden nachträglich verschärft, insbesondere beim Brandschutz.

*4*. *Die öffentliche Hand vergibt bevorzugt an GU`s* - der GU holt einen Auftrag billig und versucht ihn dann durch ein claim - management gesund zu "claimen".

*5.* *Der Zuschlag läuft i.d.R. über einen Wettbewerb - *dabei wird oftmals nur über die Optik des Projekts entschieden, ohne die Haustechnik mit in die Vorschlagskriterien mit einzubeziehen, insbesondere Platzmässig adäquat zu berücksichtigen.

Summa sumarum muss etwas mehr Geld in den Topf, damit der Auftragnehmer nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Nachtrag schreibt oder schreiben muss . In der Schweiz bekommt grundsätzlich nicht der billigste den Auftrag sonder der Zweitplatzierte und Einzelvergaben sind vorzuziehen, GU Vergaben nur in begründeten Ausnahmefällen.

Wenn wir das so reformieren wie geschildert und dazu noch die produktneutrale Ausschreibung abschaffen, dann werden wir in Zukunft keine Hiobbotschaften von unseren Baustellen mehr hören, denn last but not least hat unsere deutsche Ingenieurbaukunst immer noch einen hohen Stellenwert in der Welt.

Günther Frölich