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Gülistan Yüksel
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Frage von Ben B. •

Frage an Gülistan Yüksel von Ben B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Frau Yüksel,

Der Wohlstand in der Welt wächst stetig, Löhne und Produktivität steigen und der allgemeine Wohlstand auch. Zahlreiche Studien belegen, dass wir es un mittlerweile längst leisten könnten, unsere Arbeitszeit drastisch zu reduzieren, ohne dabei einen großen Verlust an wirtschaftlicher Leistung zu erfahren. Eine Verkürzung der Arbeitszeit eröffnet die Möglichkeit Freizeit sinnvoll und aktiv zu nutzen, für Bildung, Kultur und die freie Entfaltung jeder Person. Stress und stressbedingt Krankheiten würden sich reduzieren, was krankenkassen entlastet, Arbeitsunfälle gehen zurück, aufgrund höhere Konzentration und einige Studien belegen sogar, dass Mitarbeiterinnen nach 6 Stunden am Ende ihrer Produktivität sind (bzw. In 8 Stunden nicht produktiver als in 6 sind). Eine Verkürzung der Arbeitszeit hätte evtl sogar hervorragende Auswirkungen auf den Klimawandel. Fabriken und Firmen würden durch geringere Arbeitszeiten weniger Energie verbrauchen, Menschen müssten weniger oft Pendeln und hätten ggf noch mehr Zeit ihren Lebensstil nachhaltig zu gestalten. Statt unseren Wohlstand in Freizeit zu verwandeln, wandeln wir den Wohlstand in immer größere Konsumkraft die nur einem sehr kleinen Teil der Weltbevölkerung zu Gute kommt.
Meine Frage an dieser Stelle wäre, was spricht gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit, wenn Studien sogar positive Auswirkungen hervorsagen? Ist es die Angst der Industrie, die der Politik die Hände bindet? Ist eine Verkürzung der Arbeitszeit überhaupt politisch noch ein Theme (siehe Österreich, hier will man die Arbeitszeit sogar wieder verlängern)?

Ich würde mich freuen, wenn ich nachvollziehen kann, wieso die Dinge, die das Leben lebenswert machen in der politischen Landschaft so wenig Anklang finden.

Vielen Dank vorab.

Mit freundlichen Grüßen,

Ben Bilstein

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Antwort von
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Lieber Herr Bilstein,

vielen Dank für Ihre Nachricht. In der Tat ist die Frage, ob und wie man die Arbeitszeit der Menschen reduzieren kann höchst aktuell: Die Corona-Pandemie hat besonders in den Berufen, in denen Heimarbeit möglich ist, einen Denkprozess angestoßen.
Gerade auch deshalb sind die von Ihnen genannten Studien äußerst interessant. Allerdings muss ich Ihnen direkt sagen: In dieser Wahlperiode haben wir keine konkreten Maßnahmen für eine allgemeine Reduzierung der Arbeitszeit festgehalten.
(Bundes-)Politik darf aber nicht nur von Wahl zu Wahl denken, sondern muss mutig langfristige Veränderungen anstreben. Sie muss gestalten. Innerhalb der SPD führen wir die Debatte um eine Reduzierung der Arbeitszeit bereits. Auf den Landesparteitagen der SPD in Schleswig-Holstein und Bayern werden bzw. wurden bereits Anträge eingereicht, die langfristig eine 30-Stunden-Woche fordern. Näheres dazu können Sie hier https://www.spd-schleswig-holstein.de/politik/wie-wir-in-zukunft-arbeiten/ und hier https://bayernspd.de/workspace/media/static/beschlussbuch-kleiner-parteita-5f6dab68d75e6.pdf nachlesen.
Auch unsere stellvertretende Bundesparteivorsitzende Serpil Midyatli hat in der SPD-Parteizeitung „Vorwärts“ einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich Ihnen ans Herz legen möchte: https://www.vorwaerts.de/artikel/serpil-midyatli-spd-30-stunden-woche-eintreten-sollte. Zuletzt unterstützte der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans im ZDF-Sommerinterview die Forderungen, über eine Reduzierung und Flexibilisierung der Arbeitszeit nachzudenken.
Sie sehen, dass die Diskussion zur Arbeitszeitreduzierung innerhalb der SPD geführt wird. Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich meine Partei mit diesem Thema auseinandersetzt und verstärkt auf die Agenda setzt, denn es ist eine – wie ich finde - sehr spannende und vor allem wichtige Debatte.

Herzliche Grüße
Gülistan Yüksel

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