Frage an Gudrun Köncke von Sylvia K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Thema: Arbeitslosigkeit
Sehr geehrter Frau Köncke,
alamierende Bekanntgaben von Standortschließungen und Entlassungen in der Versicherungsbranche machen die Runde. Heute habe ich erfahren, das nun auch meine Familie (wieder einmal) betroffen ist. Trotz wahnsinniger Gewinne und Zukäufe von anderen Firmen trauen sich Vorstände/Manager der großen Versicherungskonzerne ihren Mitarbeitern die Arbeitslosigkeit anzukündigen.(Heute geschehen bei der Aspecta/Talanxkonzern) Das Vermögen, welches die Mitarbeiter für die Aktionäre und die hochbezahlten Manager erwirtschaftet haben bleibt in der Hand einiger weniger Menschen, die dieses Geld zu ihren Lebzeiten ganz sicher nicht mehr ausgeben können. Warum werden Aktiengewinne nicht horrende versteuert, wenn auch nur 1 Arbeitsplatz trotz Riesengewinns verloren geht? Immer weniger Arbeitsplatzbesitzer müssen unser Gemeinwesen finanzieren. Die mutigsten und zumeist auch klügsten Köpfe gehen bereits ins Ausland, nachdem sie hier eine exellente und teure Ausbildung auf Staatskosten erhalten haben. Ich habe Angst, das sich die Wut der jetzt stoisch scheinenden Betoffenen in naher Zukunft in Radikalität wandeln könnte.
Sehr geehrte Fau Kampmeyer,
Zunächst: Ich teile Ihren Unmut, Ihre Einschätzung in weiten Teilen. Insbesondere die Ankündigung der Massenentlassungen bei der Allianz haben wieder gezeigt, dass auch erfolgreiche Unternehmen gnadenlos Mitarbeiter entlassen. Dabei wurde allerdings auch deutlich, dass die eigentlichen Schwachstellen in den heutigen Großkonzernen immer undeutlicher werden. Auch wenn die Allianz Rekordgewinne erzielen konnte, dümpelte das Versicherungsgeschäft - auch in anderen Konzernen der Versicherungsbranche.
Dass die Börse den Abbau von Arbeitsplätzen dann mit Kurssteigerungen honoriert, klingt mindestens zynisch, ist Gewinnerwartungen geschuldet, die nur mit Kosten begründet werden.
Einkünfte außerhalb sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sind dem Gemeinwohl häufig enthoben - Steuern und Sozialversicherungsleistungen tragen die Beschäftigten. Wir/die Grünen fordern deshalb einen gerechten Beitrag aller am Gemeinwohl - von dem schließlich alle profitieren, dies gilt insbesondere in Bezug auf die sozialen Sicherungssysteme, die nur überlebensfähig sind, wenn alle Einkommensarten herangezogen werden oder ein höherer Steueranteil genutzt wird - auch dann brauchen wir eine deutliche Besteuerung der Aktiengewinne. Die Verlagerung der sozialen Sicherungssysteme auf die Steuern hätte den Vorteil, dass dann nicht mehr der Produktionsfaktor Arbeit auschließlich mit der sozialen Sicherung belastet würde, sondern eben auch der Produktionsfaktor Kapital.
Wir setzen uns dafür ein, dass Arbeit mehr wert ist als die Kapitalrendite - dahingehend ist das Steuer- und Abgabensystem auszurichten: durch eine Bürgerversicherung, eine gerechte Besteuerung der Kapitaleinkünfte...
und mit einem Verständnis für den eigentlichen Wert von Arbeit.
Soweit eine erste Reaktion. Über Ihre Reaktion, Ihre konkreten Fragen würde ich mich freuen,
Mit freundlichen Grüßen
Gudrun Köncke
Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik