Frage an Georg Schmid von Franz T. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Schmid,
ich habe eine Frage bezüglich der Landwirtschaft.
Ihr Pareiname heißt ja Christlich-Soziale-Union.
Was sagen sie als Christ und als Parteifunktionär dazu, dass jeden Sonntag, ohne Ausnahme, die Landwirte oder wie wir sagen Bauern auf den Feldern arbeiten. Heute z.B. den ganzen Tag, auch in den vielen Biogasanlagen.
Schieben sie das ja nicht auf das Wetter, das hat damit aber auch rein gar nichts zu tun. Die Wetterprognosen für die nächsten Tage sind nicht so schlecht, dass da nicht in der kommenden Woche erledigt werden kann.
Da ja 80% der Bauern die CSU wählen ist mir schon klar, dass sie zu diesem Thema öffentlich nichts sagen werden, aber wie ist die Position der Partei zu diesem Thema, das ja sicherlich bekannt ist und nicht nur für mich ein Ärgerniss darstellt.
Kann die Sonntagsarbeit nicht verboten werden ???
Zum Schluss wünsche ich ihnen und ihrer Partei ein Wahlergebniss unter 50%, damit in Bayern wieder einmal die Demokratie einzieht und man vielleicht in diesem Staat auch ohne schwarzes Parteibuch etwas erreichen kann.
Mit freundliche Grüßen
Franz Thum
Sehr geehrter Herr Thum,
der christliche Sonntag ist ein geschützter Feiertag und daher für die allermeisten Beschäftigten auch ein arbeitsfreier Tag. Von dieser Regelung sind nur wenige Tätigkeiten ausgenommen wie etwa die Arbeit in der Gastronomie oder an Tankstellen. Die dort Beschäftigten haben als Ausgleich dann unter der Woche frei.
Natürlich sollte jeder gläubige Christ versuchen, den Sonntag nach Möglichkeit von Arbeit freizuhalten. Allerdings werden sie einen Selbständigen, der am Sonntag keinen Publikumsverkehr hat und von daher auch nicht gegen die Bestimmungen zum Sonntagsschutz verstößt, nicht daran hindern können, auch an diesem Tag zu arbeiten. Das gilt für einen Landwirt nicht weniger als für einen Unternehmer oder einen Steuerberater. Im Übrigen glaube ich, dass ein Bauer durchaus beurteilen kann, ob es zum Schutz der zu erwartenden Ernteerträge - die uns als Konsumenten allen zugute kommen - unerlässlich ist, an einem Feiertag zu arbeiten. Hier Vorschriften machen zu wollen, käme angesichts der möglichen wirtschaftlichen Schäden durch eine verdorbene Ernte schon fast einem Berufsverbot für Landwirte gleich.
Es ist bedauerlich, dass Sie dem Wähler die Freiheit absprechen, nur eine einzige Partei mit der Regierungsverantwortung zu betrauen. Ganz abgesehen davon, dass die absolute Mehrheit der CSU in den vergangenen 46 Jahren von großem Vorteil für Bayern war, halte ich es für unverantwortlich, einen Gegensatz zwischen Demokratie und absoluter Mehrheit einer Partei zu konstruieren. Im Übrigen besitzt Bayern - gerade im Unterschied zu Ländern, die lange Jahre von der SPD regiert wurden - einen parteipolitisch ungebundenen Beamtenapparat, sodass es hier anders als etwa in Hessen bis in die späten neunziger Jahre oder in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahre 2005 kein Problem ist, "auch ohne ... Parteibuch etwas" zu "erreichen".
Mit freundlichen Grüßen
Georg Schmid, MdL
Vorsitzender der CSU-Fraktion
im Bayerischen Landtag