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Frage von Ingrid L. •

Frage an Gabriele Frechen von Ingrid L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Ich habe ihre Antwort an Frau Frechen gelesen. Von den Rentennullrunden sind ja vor allem Eltern und in besonderem Maße die Mütter betroffen. Die älteren Mütter vor allem von mehreren Kindern mußten ja ihren Beruf wegen der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten aufgeben, konnten keine Rentenbeiträge zahlen, erhalten nur 1 Kindererziehungsjahr angerechnet und müssen trotzdem mit dem Demographiefaktor leben. Wäre es nicht gerechter auch einen Kinderfaktor einzuführen und so das Aufziehen der Kinder auch im Rentenrecht zu berücksichtigen? Wer 2 Kinder erzogen hat, für den müßte der Demographiefaktor gegen null tendieren.
Mein Mann hat 45 Jahre gearbeitet, wurde mit 60 1/2 Jahren zwangsverrentet (nach Altersteilzeit um der Entlassung zu entgehen), wir haben 3 Kinder ohne die heute übliche Familienförderung großgezogen, und müssen heute mit 1000 Euro auskommen. Nicht nur dass wir 3 Kinder erzogen haben, trotz jahrelanger Arbeit mit Rentenabzug vom erarbeiteten Rentenanspruch bestraft werden, auch der demographische Faktor, der die Anhebung der Renten absenkt, trifft vor allem uns ältere Eltern oder junge Rentner. Finanziell gesehen war es ein Fehler, 3 Kinder zu bekommen. Kinder zu haben bedeutet arm zu sein. Das soll sozial gerecht sein?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Lößl,

vielen Dank für Ihre eMail, in der Sie auf meinen Schriftwechsel mit Herr Scholz eingehen.

Von so genannten Nullrunden für Rentnerinnen und Rentner sind alle in gleicher Weise betroffen. Ich stimme Ihnen jedoch zu, dass Menschen mit wenig Rente mit jedem Euro mehr oder weniger rechnen müssen.

Für Kindererziehungszeiten werden bei Geburten ab dem 1.1.1992 für die ersten drei Lebensjahre und bei Geburten vor dem 1.1.1992 für das erste Lebensjahr Beiträge vom Bund entrichtet. Die Einführung dieser Erziehungszeiten war damals ein großer Sprung.

Heute muss meines Erachtens das Augenmerk auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegen. Auf das Modell "Kinder oder Beruf" hatten Männer noch nie Lust, und die gut ausgebildeten Frauen von heute machen es auch nicht mehr mit. Die Folge ist Kinderlosigkeit. Nicht ein bewusstes "Ich will keine Kinder haben“, sondern ein Verschieben: Es passt dieses Jahr nicht, es passt nächstes Jahr nicht - bis es zu spät ist. Da hilft keine Prämie für das zuhause bleiben und keine höhere Anrechnung von Erziehungszeiten. Sie haben selbst geschrieben, dass Sie mangels Betreuungsmöglichkeiten Ihren Beruf aufgeben mussten. Gerade deshalb kennen Sie das Problem aus eigener Anschauung. Wenn wir den Bereich Erziehungszeiten weiter ausbauen würden, hieße das, den jungen Menschen noch mehr Last aufzubürden. Sie müssen für ihr eigenes Leben sorgen, Beiträge für die Erfüllung des Generationenvertrags an die heutigen Rentner leisten, für eine im Durchschnitt niedrigere Rente arbeiten, deshalb für eine Zusatzrente sparen und die eigenen Kinder groß ziehen. Mehr würde bedeuten, diese Generation unfair gegenüber der vorherigen Generation zu benachteiligen. Deshalb müssen alle Generationen ihren Beitrag zu einer zukunftsfesten Rentenversicherung tragen.

Der demographische Faktor bestraft niemand. Als Ihr Mann berufstätig war, waren die Beiträge deutlich niedriger, weil von jedem Einzelnen nicht so viel Geld gebraucht wurde für die Rentenzahlung der im Ruhestand lebenden Menschen. Es waren einfach mehr Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, die sich diese Aufgabe geteilt haben. Das ist heute nicht mehr der Fall. Deshalb kann von einer Strafe sicher nicht gesprochen werden.

Meine Tochter habe ich noch nie unter betriebswirtschaftlichen oder finanziellen Gesichtspunkten betrachtet. Natürlich kosten Kinder Geld, viel Geld sogar. Aber dafür gibt es in einem Leben mit Kindern Dinge, die sich nicht in Geld aufwiegen lassen. Für mich stellt jedes Kind einen Wert an sich dar. Gerade deshalb möchte ich, dass jeder junge Mensch, der den Wunsch hat, eine Familie zu Gründen, nicht an äußeren, von der Politik veränderbaren, Einflüssen bei der Umsetzung des Wunsches scheitert. Das halte ich für sozial gerecht.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen Standpunkt verständlich und ausführlich erklären.

Herzliche Grüße aus Berlin

Ihre Gabi Frechen