Warum gibt es keinen Linksruck, wenngleich die Themen in aller Munde sind ?
Hallo Frau Fechtner,
wie erklären Sie sich das Phänomen,dass trotz gesellschaftlichen Rückhalt für linke Themen, Parteien links der Grünen, insbesondere Ihre , es nicht schaffen Wählerstimmen für sich zu mobilisieren.
Wie wollen Sie es schaffen dies zu ändern?
Hallo Jan-Philipp G.
ich gebe Ihnen völlig Recht, dass der gesellschaftliche Rückhalt für linke Themen deutlich gewachsen ist. Es gab noch keinen Wahlkampf, der inmitten einer solchen Fülle von Krisen stattgefunden hat und wirklich massenhaft die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative auf die Tagesordnung kommt. Unsere Wahlplakate „1000 Krisen - eine Ursache: Kapitalismus“ und „Nur noch Krisen – eine Lösung: Sozialismus“ stoßen auf viel Interesse und Zustimmung (alle Plakate kann man hier sehen).
In diesem Zusammenhang hat die MLPD auch unübersehbar an gesellschaftlichem Einfluss und als Trendsetter in der weltanschaulichen Auseinandersetzung gewonnen. Sozialismus ist ein richtiges Topthema in diesem Wahlkampf geworden. Allerdings gibt es auch eine verbreitete weltanschauliche Verwirrung in der Gesellschaft und der Antikommunismus ist noch die größte Hürde, sich vom Sozialismus zu überzeugen und sich dafür zu engagieren. Das jüngst erschienene Buch von Stefan Engel „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ befasst sich allseitig damit.
Zugleich ist es so, dass die kleinbürgerlich-parlamentarische Denkweise noch eine starke Bastion der Herrschenden ist, weshalb unser gewachsener gesellschaftlicher Einfluss bei Wahlen noch nicht unbedingt angemessen zum Ausdruck kommt. Das drückt sich darin aus, dass eine Masse von Menschen nur noch taktisch wählt – v.a. wenn über die Medien ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen suggeriert wird. Dazu tragen auch massive Wahlbehinderungen bei, wie die 5-Prozent-Klausel, ein Medienboykott und als allgemeine Hürde der Antikommunismus.
Man darf auch Parteien links von B90/Grüne nicht über einen Kamm scheren. Viele Menschen haben inzwischen Erfahrungen mit der Linkspartei gemacht, zum Beispiel mit einem linken Ministerpräsidenten in Thüringen. Es hat gezeigt, dass die Wahl der Linkspartei nichts Wesentliches an der Lebenslage der Massen verbessert. Das ist der Grund, warum sie weniger Stimmen bekommt. Das also andere Ursachen als bei der MLPD.
Deshalb zielt unsere Arbeit im Wahlkampf hauptsächlich auf Bewusstseinsbildung und nachhaltige Erfolge in der Organisiertheit vor allem der Arbeiter, aber auch der breiten Massen - und damit besonders auch der MLPD und des Jugendverbandes Rebell. Aber natürlich kämpfen wir auch um jede Stimme! Daran werden wir in unserer systematischen Kleinarbeit auch weiter arbeiten und entsprechend vorankommen. Warum und wie genau liegt nicht nur in unserer Hand. Aber manchmal gibt es auch Überraschungen – siehe den Linksrutsch bei den Wahlen in Norwegen!
Ich würde mich freuen, wenn Sie sich an unserer bewusstseinsbildenden Arbeit beteiligen würden, um die fortschrittliche und revolutionäre Richtung in der Polarisierung zu stärken.
Viele Grüße
Gabi Fechtner