Guten Tag, sehen Sie den islamistischen Extremismus als Gefahr oder ordnen Sie diesen als anti-imperialistischen Befreiungsbewegung ein?
Hallo Andreas K.
Bei den sogenannten islamistisch-extremistischen Organisationen handelt es sich in Wirklichkeit um faschistische oder faschistoide Organisationen. Die verbreitete Kennzeichnung als „islamistisch“ verharmlost diesen Charakter, weil der Blick auf die religiöse Verbrämung gerichtet wird. Diese Kräfte praktizieren Unterdrückung demokratischer und erst recht revolutionärer Kräfte, und eine extreme Unterdrückung der Frau. Insgesamt herrscht bei ihnen eine feudal-reaktionäre Weltanschauung. Sie sind die Todfeinde von Befreiungsbewegungen und keinesfalls Teil einer anti-imperialistischen Bewegung.
Teilweise bedienen sie sich pseudo-antiimperialistischer Phrasen, wenden sich z.B. gegen den US-Imperialismus. Es ist aber sehr wichtig, dass die Arbeiter-, revolutionäre und Volksbewegung lernt, dass immer der Klassenstandpunkt geprüft werden muss, von dem aus eine Regierung kritisiert wird.
Wir haben in unserem Buch Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution dieses Phänomen behandelt. In dem Abschnitt »Der US-Imperialismus und die islamistisch begründete Form des Faschismus« wird auf die Verbindung dieser Kräfte mit dem Imperialismus eingegangen: „Zbigniew Brzezinski war Sicherheitsberater des US-Präsidenten Carter und Mitarbeiter des »Center for Strategic and International Studies«. Er … sprach sich (schon 1994) dafür aus, eine religiöse Renaissance, vor allem des Christentums und des Islam, zu fördern.
Dieser Rückgriff auf religiösen Idealismus ist Ausdruck der Dekadenz, der Rückschrittlichkeit und Perspektivlosigkeit der bürgerlichen Ideologie und spiegelt die Fäulnis des Imperialismus wider, die Zersetzung nicht nur seiner ökonomischen und politischen, sondern auch seiner weltanschaulichen Kraft. Der Missbrauch der Religion hat eine lange Tradition.
Vor allem dem Einsatz der Religion als Waffe des Imperialismus zur Niederhaltung und Spaltung des nationalen und sozialen Befreiungskampfs der Massen muss entschieden entgegengetreten werden.“ (Seite 251/252)
Deshalb bin ich der Meinung, dass der Kampf gegen die islamistisch verbrämten faschistischen Kräfte sowohl in Deutschland als auch in der internationalen Solidarität unbedingt Bestandteil der antifaschistischen Arbeit und Bewusstseinsbildung sein muss.
mfG
Gabi Fechtner