Sehr geehrte Frau Wendt, sollten politische Wünsche oder Forderungen nicht wenigstens kleine Chancen auf ihre Realisierung haben? BGE, ein solider Weltfrieden usw. haben def. keine!

Sehr geehrter Herr M.,
ob es für SIE relevant wäre, etwas anderes zu fordern, als das, was ich möchte? Das kann ich gut und gern glauben. Für mich ist es das aber nicht - ich stelle hier eine Grundsatzforderung.
Bei mir trifft die Chance "das bei der Wahl zu zeigen und mich zu diesem Anlass politisch auszudrücken" auf meinen vorhandenen Aktivismus - ich habe mir nicht als Wahlkandidatin überlegt, "welche Themen ich diesmal vertreten muss, um "(wieder) reinzukommen"".
Als "Opposition" u. zudem Außerparlamentarierin mache ich das seit Jahren - begleitend zu einem Leben hier und da in Widerstand und gleichzeitig auch auf "sanften und reallebbaren alternativen Pfaden" durch mein Berufs- und Privatleben.
Solange ein Anliegen nicht offen menschenverachtend oder hetzerisch ist**, darf man die Wahl offen dafür nutzen, (s)eine Kampagne zu einem einem selber wichtigen Thema zu veranstalten.
Wir hatten schon einen Wahlkreiskandidaten, der forderte "Visafreiheit für Zeitreisende" und "Mehrfachwahlrecht für multiple Persönlichkeiten". Dieser Kandidat, den ich selber kennen- und schätzengelernt habe, erschien mir deutlich realistischer als die sonstigen Angebote in der Politik mit ihrer "Ferne" zu menschlichen Lebensrealititäten - auf kommunaler wie Bundes- oder gar EU-Ebene...
Ich nutze eben die Wahl (erneut) für mein Kampagnenanliegen zum BGE, das zudem auch immer wieder auf positive Resonanz stößt - bei Straßenaktionen während und außerhalb der Bundestagwahl.
Ich bin offen gesagt auch - selbstberufene und ehrenatmliche - "Lobbyistin" - nämlich für das bedingungslose Grundeinkommen als Menschenrecht. Letzteres ist essentiell für mein Anliegen, da ich auch menschenrechtl. Ebene ein wirtschaftliches Existenzrecht fordere - das gibt es schon in einigen Kontexten in der Praxis und das wird hier und da "indirekt gelebt" - nur offiziell "verbrieft" und für alle Menschen - v.a. für berufstätige Menschen einforderbar - gibt es das noch nicht.
Für mich steht dahinter die Eigentumsfrage - die ich eben weder im Zerstören und Zerschlagen noch im Akzeptieren eines Klassen- oder Kastenverhältntnisses beantworten möchte - sondern mit so "Aktionen wie diesem Wahlkampf" - und falls ich gewählt WÜRDE, eben mit erweiterter Bühne im Bundestag - klar, etappenziele und parallel Ansätze sind dabei nicht unbedingt "rotes Tuch" - womöglich aber eben nicht "Endstation" meines Wirkens (etwa wenn die 30 -h -Woche/ 4 Tage Woche bei vollem Lohnausgleich käme, ein höherer Mindestlohn/ggf. eine Art Gewinnbeteiligung bei Anstellungen... bessere Versorgung und Anerkennung von Sonderbedarfen für Menschen mit Behinderung, Kindergrundsicherung, Konzepte zum Umwelt- und Ressourcenschutz, Projekte zum friedlichen Leben im Innen und Außen... wozu eben auch zentral die Arbeits- und Lohn(abhängigkeits) verhältnisse zählen.)
Was ich fordere ist nicht unrealistisch im Sinne "ermangels naturgesetzlicher Gegebenheiten" - dass Menschen sich in ihren psychosozialen Dynamiken und Gruppenprozessen (derzeit) gern anders positionieren oder anders gelagerten "priorisieren", ist nicht meine Verantwortung. Das kann jeder Mensch jeden Tag (neu oder immer wieder) für sich selber entscheiden. Wo stecke ich meine Energie rein - nach welcher "Fasson" lebe ich oder will ich gern leben? Das können Sie sich wie ich fragen und Sie entscheiden, wo Sie Kompromisse mit ihren real existierenden Mitmenschen und ihrer eigenen Natur eingehen und wo ggf. eben (bewusst) nicht.
Wäre ich eine "ich möchte gern irgendwie in den Bundestag gewählt werden" Kandidatin, könnte ich ja Themen "erfolgsorientiert" vertreten (und zwar auch erfolgsorientiert in Gruppenkontexten mich "hochdebattieren" - VERSUCHEN) - aber das machen "Berufspolitiker*innen", ich bin eben eher "themenbeseelt" und setze mich daher auch außerhalb von Wahlen für das BGE ein.
Ich bin Mitgründerin einer Gesellschaft zur Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens, bei der wir als (eine handvoll) Unternehmerisch Tätige Menschen bereits Sponsoring und Spenden in einen "Topf" einzahlen, aus dem Proband*innen (klitzekleine) Taschengelder monatlich erhalten. Ebenso bin ich Mitglied einer Bürgerinitiative zum BGE und Mitwirkende/Gast mehrerer offener BGE-Arbeits- und Aktionskreise.
** (und letzteres scheint ja sehr dehnbar wenn man die Programme anderer "Mitbewerber*innen" anschaut zu sein)
In dem Sinne ist es eine Frage der Willensbekundung, ob ich oder auch andere (medial eher wenig präsente) Wahlkreisangebote bzw. Direktkandidat*innen wahrgenommen und sogar gewählt werden. Falls Sie mich und meine Themen nicht überzeugend finden, wählen Sie z.B. gern die andere Parteilose: Inés Heider!
Besten Gruß
FriGGa Wendt