Was wollen sie konkret für Kitas und Schulen tun, um den Mangel an Lehrkräften/Plätzen/Erziehern zu beheben?
Liebe Lena H.,
gegen den Mangel an Erzieherinnen und Erziehern kann man eine ganze Menge tun. Die allermeisten Maßnahmen brauchen allerdings eine ganze Zeit, bevor sie dann auch Ergebnisse zeigen.
Dazu gehört zum Beispiel die Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit die Belastungen in der täglichen Arbeit mit den Kindern nicht mehr so hoch sind. Das haben wir in Niedersachsen mit der Einführung der dritten Kraft in Krippen bereits ab 2015 gemacht und werden ab 2023 auch eine dritte Kraft in KiTa-Gruppen der Über-Dreijährigen angehen. Weiterhin stehen noch die Leitungsfreistellungen (Anzahl der Stunden) und die Verfügungsstunden in der Diskussion. Eine gute Fachberatung und gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind auch ein wichtiger Bestandteil, diesen Beruf attraktiver zu machen.
Darüberhinaus muss man die Bezahlung von Erzieherinnen und Erziehern verbessern. Da hat sich in den letzten Jahren schon ein bisschen bewegt, aber das ist Sache der Tarifpartner.
Natürlich müssen auch die Ausbildungsplätze für angehenden Erzieherinnen erhöht werden. In Niedersachsen haben wir seit 2013 jedes Jahr ca. 500 zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten an den BBS in diesem Bereich geschaffen. Wir sind bei ca. 10500 Plätzen für die Ausbildung in 2013 gestartet und momentan sind ca. 17000 angehenden Sozialassistenten/innen und Erzieher/innen in der Ausbildung in Niedersachsen. Dafür benötigen wir aber auch die Lehrkräfte an den Berufsbildenden Schulen. Hier haben wir die Ausbildungskapazitäten für BBS-Lehrkräfte am Standort in Lüneburg (Leuphana) vor einigen Jahren erhöht und an einem weitern Studienstandort, nämlich in Osnabrück einen entsprechenden Masterstudiengang aufgebaut.
Den Ausbau der Plätze in Kitas und Krippen fördern wir mit Finanzmitteln an die Kommunen. Es gibt Landkreise in Niedersachsen, die sogar nochmals eigene Förderprogramme zusätzlich aufgelegt haben. Dazu gehört z.B. der Landkreis Northeim.
Den Berufszugang haben wir für andere Ausbildungsgänge erweitert (z.B. Kindheitspädagogik). Außerdem haben wir Ausbildungsmöglichkeiten in Teilzeit geschaffen, damit auch schon während der Ausbildung ein Entgelt gezahlt werden kann. Ich persönliche halte es jedoch für wichtig, dass man den DQR-Level der derzeitigen Ausbildung erhält. Daher ist die von einigen geforderte Umstellung der Ausbildung der Erzieherinnen in eine duale Ausbildung meines Erachtens der falsche Weg. Hier muss man eher darüber nachdenken, ob man nicht ggf. grundsätzlich auch über duale (Fach)Hochschulstudiengänge nachdenkt.
Nicht zuletzt gute Aufstiegsperspektiven in Bezug auf Bezahlung und Leitungsfreistellungen wären eine weitere sinnvolle Ergänzungen zukünftiger Überlegungen.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen verschiedenen Überlegungen ausreichend Möglichkeiten aufgezeigt zu haben, die deutlich machen, dass in der Landespolitik stark an diesem Thema gearbeitet wird. Ich habe aber auch nicht alles erwähnen können, weil dafür dann doch diese Platform nicht ganz so geeignet ist. Ich möchte mich aber auch weiterhin für die frühkindliche Bildung einsetzen, denn auch auf der Bundesebene über den Bundestag kann man hier Einiges bewegen. Denn eins ist klar: Der Bedarf an Fachpersonal wird weiter steigen. Spätestens dann, wenn der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule eingeführt wird.
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung, gern auch direkt über Email oder in einem persönlichen Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen
Frauke Heiligenstadt