Was werden Sie tun, um sicherzustellen, dass die Errichtung sicherer Radverkehrsanlagen gegenüber abgestellten Autos im Verkehrsraum Vorrang hat?
Sehr geehrte Frau Mascheck,
oftmals scheitert der Ausbau eines sicheren Radwegnetzes am Flächenkonflikt mit Autoparkplätzen. Sichere Wege für den Radverkehr geraten so immer wieder unter die Räder.
Mit der kommenden Bundestagswahl entscheidet sich unter anderem, wie die Weichen für die zukünftige Verkehrspolitik in Deutschland gestellt werden. Der ADFC Sachsen e.V. mit seinen inzwischen über 8200 Mitgliedern fragt sich, welche Rolle dabei das Fahrrad spielen wird und hat deshalb einige Fragen an Sie als Direktkandidatin der SPD.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit dafür nehmen,
Anna Sarodnik
www.adfc-sachsen.de
Sehr geehrte Frau Sarodnik,
auch ich kenne das Problem des Flächenkonflikts von Radwegen mit Autoparkplätzen.
Im ländlichen Raum ist sowohl das Auto als auch das Fahrrad ein wichtiges Fortbewegungsmittel.
Ein Beispiel: Ein*e Altenpfleger*in aus einer Kleinstadt im Landkreis Leipzig, welche*r in der örtlichen Pflegeeinrichtung beschäftigt ist, setzt sich jeden Morgen auf das Fahrrad und fährt 10 Minuten zur Arbeit. Am Nachmittag erledigt diese Person auf dem Rückweg sofort den Einkauf. Hier wäre ein weiterer Radweg, für den Autoparkplätze weichen, eine gute Lösung und eine sinnvolle Verbesserung.
Ein*e Angestellte*r einer großen Fabrik in Leipzig, welche*r 30 km weiter in einer Kleinstadt im Landkreis Leipzig lebt, muss jeden Tag zur Arbeit. Aufgrund von nicht vorhandener Zugverbindung und einem Zeitaufwand von bis zu 3h pro Fahrtweg bis zur Arbeitsstelle, muss auf das Auto zurückgegriffen werden. Wenn dieser Mensch am späten Nachmittag nach Hause kommt, muss oft lange nach Parkplätzen gesucht werden, womit kostbare Zeit für andere Aktivitäten verloren geht. Hier wären weitere Parkmöglichkeiten angebracht.
Man sieht: hier gibt es, gerade im ländlichen Raum, keine Lösung nach Schema A oder B. Lösungsansätze wären die Schaffung von zentralen Parkhäusern/-plätzen, wodurch am Fahrbahnrand Platz für Radwege gemacht wird. Doch diese müssten flächenhaft verteilt sein und würden somit viel Platz wegnehmen. Eine andere Lösung ist der angestrebte Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, wodurch auf das Auto im Idealfall gänzlich verzichtet werden könnte. In der Realität würde dies jedoch nicht unbedingt dazu führen, dass auf das Auto verzichtet wird, sondern eher, dass es nicht mehr vollumfänglich genutzt wird, jedoch trotzdem Platz zum Abstellen braucht.
In diesem Fall muss vor Ort der konstruktive Lösungsaustausch beider Seiten stattfinden. Eine Möglichkeit wäre, ein Abhängigkeitsverhältnis zu schaffen: Pro Quadratmeter Parkfläche muss eine gewisse Fläche Radweg gebaut werden. Doch für diese Regelung müssen die Gegebenheiten vor Ort beachtet werden, weshalb in fast jeder Gemeinde eine individuelle Regelung gelten könnte.
Hier muss eine Lösung durch den Interessenaustausch beider Seiten herbeigeführt werden.
Ich hoffe, ich konnte ihre Frage beantworten.
Mit freundlichen Grüßen,
Franziska Mascheck