Frage an Frank Gotthardt von Werner H. bezüglich Kultur
Hallo Herr GOTTHARDT!
Seit Jahrzehnten zementierte die hessische Kunst-Politik das m. E. undemokratische & monokratische GmbH-Modell zur documenta. Herr Prof. Dr. Friedhelm HUFEN hat den „Fall documenta" in der Neuen Juristischen Wochenschrift ausführlich documenta-kritisch behandelt: 17/1997 S. 1112-1114 - „Muss Kunst monokratisch sein?“. Eine erste Findungs-Kommission aus PolitikerInnen bestimmte jeweils neu die sekundäre Findungskommission, die selektiert hat. Für 2012 wurde wieder eine Ein-Frau-Lösung gesucht. Ein „Mahnmal der 101 Verrisse" im WEB erinnert an das „BUERGELiade Fiasko“ 2007. Die Nachfolge-Veranstaltung ist zur documenta 13 von Frau BAKARGIEV mutiert. Seitens der weit verbreiteten „Kunstzeitung“ (Chefredakteur Karl Heinz SCHMID) wurde der Vorschlag „Findungskommissare als Kuratoren“ vorgebracht: Zuletzt habe so manch/r documenta-Leiter/in mit bildender Kunst „mehr eigene Visionen und Reflexionen illustriert, als der Kunst selbst jenen Atem zu geben, den eine Ausstellung braucht“, führt SCHMID aus. Seither sei ab der d10-DAVID-documenta „fleißig daran gearbeitet“ worden, der Liebe (zum Kunstwerk) den Garaus zu machen.“ Über „diffuse Theorien und einen höchst eigenen, (…) oft aufgeweichten Kunstbegriff“ (…). In der KZ (Juli 2008, S.7) plädierte SCHMID für das Gremium-Modell. Auch Prof. Peter WEIBEL (ZKM Karlsruhe) plädierte für ein zeitgemäßes pluralistisches documenta-Modell plädiert (KZ 09/08, S. 2): Alle Mitglieder eines Gremium-Teams würden „über so viele Kompetenzen“ verfügen, „dass es eine Illusion wäre zu glauben, die Kompetenzen eines einzelnen Kurators könnten umfangsgleich sein“. WEIBEL findet, SCHMIDs Gremium-Idee sollte man „weiter propagieren, weil ich sie wirklich überzeugend finde. Eine bessere Leitung der documenta als das Team, das einen Leiter finden soll, wird es nicht geben.“
FRAGE: Wann kommt endlich der hessische „URKNALL“ zu einer documenta Reform, die Sie unterstützen sollten!?
Schöne Grüße W. Hahn
Sehr geehrter Herr Hahn,
ich kann Ihre Einschätzung zur vergangenen documenta nicht teilen. Vielmehr halte ich die documenta2007 mit der Berücksichtigung vieler osteuropäischer Künstler für durchaus künstlerisch gelungen. Auch habe ich Zweifel, ob die von Ihnen vorgeschlagene Idee eines Kuratoriengremiums tatsächlich zu einer qualitativen Verbesserung führen würde, in meinen Augen hat sich das bisherige Verfahren durchaus bewährt.
Gleichwohl aber werde ich die von Ihnen genannte Mail und die Anregungen den zuständigen Kulturpolitikern zu Kenntnis geben und gerne in die Diskussion aufnehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Gotthardt