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Frage von Rainer S. •

Frage an Florian Ernstberger von Rainer S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Ernstberger,

leider scheint das Nichtraucherschutzgesetz nur noch auf dem Papier zu bestehen und wird systematisch und in großem Rahmen unterlaufen:

Wenn Sie in Schwabing ausgehen wollen, so ist es als Nichtraucher mittlerweile nicht ganz einfach, ein rauchfreies Restaurant oder eine rauchfreie Kneipe zu finden. Zahlreiche Lokale, und nicht nur die vielfach zitierten Eckkneipen, legen einfach Unterschriftslisten aus,
deklarieren sich so als Raucherclub, und das war es dann mit dem Nichtraucherschutz.

Offenbar ist es kinderleicht, das Nichtraucherschutzgesetz zu unterlaufen. Die Exekutive scheint auch nicht daran interessiert zu sein, das Gesetz durchzusetzen.

So wie das Gesetz im Moment umgesetzt, bzw. von den Parteien unterstützt wird, kann es weder von den Rauchern noch von den Nichtrauchern ernst genommen werden.

Es würde mich über eine ausführliche Antwort freuen, die mir eine Perspektive aufzeigt, wie meine Rechte als Nichtraucher geschützt werden.

Vielen Dank.

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FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Simmeth,

Tatsachen sind: Nichtrauchen ist gesünder als Rauchen, Raucher sind die Minderheit. Das sind die unbestreitbaren Grundlagen, an denen sich die Gesetze, Vorschriften und vorallem die Bürgerinnen und Bürger, inbesondere im Hinblick auf selbstverständliche Rücksichtnahme zu orientieren haben, auch unter dem Gesichtspunkt der liberalitas bavarica.

Die SZ schreibt heute (S. 41, Kommentar) u.a.: "das bayerische Rauchverbot ... verspricht etwas, das es in der Praxis nicht halten kann. Denn der angeblich strengste Nichtraucherschutz der Republik existiert nur auf dem Papier".

Diese Kritik teile ich insoweit, denn es ist wirklich der Hohn, dass man als Nichtraucher Mitglied in einem Raucherclub werden müsste, damit man in bestimmte Lokale überhaupt eingelassen würde.

Die Entstehung eines solchen Gesetzes ist mangelhaft, wenn Sie zum einen solche Umgehungsmöglichkeiten, die ja wohl erkennbar gewesen wären, schlicht übersieht und zum anderen die Interessen ganzer Berufsgruppen, z.B. der Wirte in Bayern, teilweise unbeachtet läßt.

Eine pragmatische Lösung könnte ich mir vorstellen, durch Gaststätten mit strikt abgetrennten Raucher-Räumen, und bei kleinen Kneipen mit nur einem Raum, dass die Kneipen eben wie bei der "spanischen Lösung" deutlich außen angeben, ob dies eine Raucher- oder Nichtraucher-Kneipe ist.

So wäre ein allen Seiten mögliches Miteinander und auch Zwischeneinander ohne Umgehen möglich. Auch Raucher wollen beim Essen keinen Qualm und Kinder müssen konsequent geschützt sein.

Zum Thema Oktoberfest meine ich, dass es sich schon um eine besondere Veranstaltung handelt, die eine gewisse Ausnahmesituation in vieler Hinsicht bedeutet. Kein vernünftiger Besucher ist zwei Wochen lang jeden Tag von 9 Uhr früh bis 23 Uhr abends im Festzelt. Und da die Gäste ohnehin mit dem Problem zu tun haben, bei gefülltem Zelt raus- und reinzukommen, wie mag das dann noch aussehen, wenn nur draußen geraucht werden kann, auch unter dem Aspekt der Sicherheit. Aber hier traue ich den Festwirten durchaus in der Zukunft Lösungsmöglichkeiten zu, die die freiwillige bayerische Wiesn-Atmosphäre und Gemütlichkeit für beide Seiten unter dem Gesichtspunkt des Nichtraucherschutzes bewahren kann. An die dort Beschäftigten denke ich dabei natürlich auch.

Aufklärung über die Gesundheitsrisiken und das Verbot der Werbung, besonders im Sinne der Kinder und Jugendlichen, müssen verstärkt werden.

Am wichtigsten ist aber von all dem abgesehen, dass wir alle, wie in anderen Bereichen, respekt- und rücksichtsvoll miteinander umgehen, so dass es eine Selbstverständlichkeit ist/wird, in öffentlichen Gebäuden, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder entsprechenden Lebenssituationen, grundsätzlich nicht zu rauchen.

Die Entscheidung, ob jemand ohne andere zu beeinträchtigen raucht, kann so dem Einzelnen überlassen bleiben.

Meine feine Zigarillo zum Kaffee rauche ich jetzt dann - und zwar draußen im Freien, wo auch mein kleiner Aschenbecher steht.

Mit besten freien Grüßen

Florian Ernstberger