Frage an Felix Martin von Martin H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Martin,
ich wohne ja in einem Studentenwohnheim in Marburg in einer Flurgemeinschaft. Als ich gestern nach Hause abends nach dem Einkaufen war. Kam ich in die Küche, es war relativ stickig und da waren um die 20 Leute, die alle zum größten Teil auch nicht hier auf meinem Flur wohnen!
Da habe ich dann direkt bei der Polizei angerufen, wo man mir dann erzählte, dass man leider nichts bezüglich eines Verstoßes gegen die Regeln zur Eindämmung der Coronaviruspandemie machen könne, da das ja nicht in der Öffentlichkeit wäre... Dass die Ansteckungsgefahr in einer stickigen Küche viel höher ist, als im kalten Park, wissen wir ja beide. Im Endeffekt konnte dann nur eine Polizeistreife wegen Lärmbelästigung kommen und einen Teil der Feiernden dazu bringen zu gehen. Nichtsdestotrotz waren dann danach zwar wesentlich leiser immer noch einige in der Küche, die auch aus mehr als 2 Haushalten waren... Da sie sich ja nur "privat" in einem Innenraum trafen, hat auch niemand von ihnen ein Bußgeld bekommen. Ob das abschreckend wirkt, wenn es keine Strafen gibt, kann man wohl bezweifeln. Ich möchte auch mal betonen, dass ich mit diesen Leuten zusammenwohnen muss! Es war auch in meiner Küche. Viele der Gäste wohnen in anderen Wohnheimen oder auf anderen Fluren.
Denken Sie auch, dass es diesbezüglich in Hessen eine Verschärfung der Coronaregeln benötigt, um solche Parties in privaten Räumen zu unterbinden?
In anderen Bundesländern ist es schließlich möglich solch asoziales Verhalten in Privaträumen zu sanktionieren. Hier ein paar Beispiele:
https://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/polizei-loest-kindergeburtstag-auf-1616672.html
https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/vilshofen/Corona-Party-in-Scheune-aufgeloest-Gaeste-fluechten-vor-Polizei-3943367.html
https://www.infranken.de/lk/wuerzburg/wuerzburg-15-jaehriger-schmeisst-party-trotz-corona-und-legt-sich-mit-der-polizei-an-art-5181389
Mit freundlichen Grüßen
Martin Hofmann
Lieber Herr Hofmann,
Ihre Entrüstung kann ich gut nachvollziehen. Es ist in höchstem Maße unverantwortlich aktuell mit vielen Menschen ohne Maske und Mindestabstand zusammenzukommen.
In Hessen haben wir intensiv darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist, Kontaktbeschränkungen auch für den privaten Raum vorzuschreiben. In der hessischen Corona-Verordnung wird für private Zusammenkünfte (insbesondre in der eigenen Wohnung) eine Beschränkung auf den eigenen und einen weiteren Hausstand bis zu einer Gruppengröße von höchstens fünf Personen dringend empfohlen. Ein Hauptargument gegen Beschränkungen im privaten Raum ist die schwere Überprüfbarkeit. In all Ihren Beispielen waren es Nachbarn die die Polizei aufgrund der Lautstärke gerufen haben. Die allermeisten privaten Treffen mit vielen Personen würden gar nicht auffallen, weil der Geräuschpegel entsprechend niedrig ist. Außerdem sind der Schutz und die Privatsphäre der eigenen vier Wände hohe Güter. Dennoch werde ich Ihre Anregung in die Gespräche mit einbringen.
Beste Grüße
Felix Martin