Frage an Felix Martin von Stefanie S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Martin,
das Pflanzengift Glyphosat belastet unseren wertvollen Ackerboden. Es tötet Alles ab was lebt und vermeintlich nicht aufs Feld gehört. Außerdem steht es im Verdacht Krebs zu erregen. Hessen hat als erstes Bundesland den Einsatz von Glyphosat eingeschränkt. Was wollen Sie unternehmen, um Glyphosat von unseren Äckern zu verbannen und bräuchte es nicht viel eher eine flächendeckende europäische Lösung? Die Verbreitung des Giftes macht schließlich nicht an der hessischen Grenze halt.
Mit freundlichem Gruß
Steffi S.
Liebe Frau S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Glyphosat ist, wie Sie richtig beschreiben, schädlich für Menschen, Tiere, Pflanzen und die Natur. Es wurde von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Gleichzeitig ist es eine große Bedrohung für die Artenvielfalt. Als Totalherbizid tötet es alle Pflanzen auf dem Acker, die nicht entsprechend gentechnisch verändert wurden. Die Folge ist ein starker Rückgang von Wildkräutern, die wiederum die Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel sind. Auch für Regenwürmer, Amphibien und Fische ergeben sich negative Auswirkungen. Dass es auch ohne Glyphosat geht – dass zeigen zum Beispiel die Biobauern auch bei uns im Kreis tagtäglich.
Glyphosat gehört verboten, am besten Europaweit – da sind wir uns einig. Wir Grüne haben auf europäischer Ebene einen entsprechenden Vorstoß gemacht. Dieser wurde – leider auch mit der Stimme des damaligen Bundeslandwirtschaftsministers (CSU) abgelehnt. Für uns heißt es jetzt aber nicht, das Thema abhaken, wir bekämpfen Glyphosat auf allen Ebenen. In Hessen sind wir da auf einem sehr guten Weg:
Mit dem Amtsantritt der Grünen Landwirtschaftsministerin Priska Hinz in Hessen wurde der Einsatz von Glyphosat auf staatseigenen Flächen per Erlass untersagt. Vor kurzem wurde die Glyphosat-Ausstiegsstrategie Hessens vorgestellt. Sie hat eine nachhaltige und naturverträgliche Landwirtschaft auf ganzer Fläche und die deutliche Reduzierung von sogenannten Pflanzenschutzmitteln zum Ziel. Sie sieht unter anderem vor, dass Pächter von Staatsdomänen bei der Wiederverpachtung auf den Einsatz von Glyphosat verzichten müssten. Sie enthält umfangreiche Beratungsangebote des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen zu alternativen Methoden sowie mehr Impulse für Forschung und Lehre.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Förderung des ökologischen Landbaus. Dieser kommt gänzlich ohne chemische Pflanzenschutzmittel aus und ist damit umwelt- und gesundheitsverträglich. Und der Ökolandbau boomt in Hessen, wir sind schon jetzt Spitzenreiter unter den Ländern. Mit der Uni in Witzenhausen befindet sich die Perle des Öko-Landbaus im Werra-Meißner-Kreis, auch deshalb sind wir Ökolandbaumodellregion. Wir Grüne wollen Hessen zur Modellregion Ökolandbau Deutschlands machen und haben deshalb die finanzielle Förderung ökologischer Landwirtschaft deutlich gesteigert.
Auch in einigen Kommunen des Kreises wurden Anträge auf den Verzicht von glyphosathaltigen Mitteln auf deren Grünflächen gestellt. In Eschwege zum Beispiel beantragten die Grünen bereits 2015 auf den Einsatz von Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat zu verzichten. Der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU und SPD abgelehnt.
Für mich ist ganz klar: Ich will, dass schädliche Pflanzengifte wie Glyphosat und auch Bienengifte wie die Neonicotinoide gänzlich verboten werden.
Beste Grüße
Felix Martin