Was sind die aktuellen politischen Vorgehensweisen, um Betroffenen von Post Covid, Post Vac und ME/CFS zu unterstützen? Was wird getan, um nach Behandlungen, Therapien, Medikamenten etc. zu forschen?
Hallo Frau Lettenbauer, warum wird nicht mehr für die Versorgung von PostCovid, PostVac und ME/CFS Betroffenen getan?Wissen Politiker*innen nicht, dass Zeit eine große Rolle beim Verlauf der Erkrankung spielt?Der Zustand von Betroffenen verschlechtert sich zunehmend und die Chance auf Heilung wird geringer.Wir, Betroffene und ihre Angehörigen brauchen Ihre Unterstützung.Sie haben die Macht, die Stimme und die Kraft, die den Betroffenen fehlt.Bitte nutzen Sie diese, so dass hundertausende Menschen nicht ihr Leben lang ans Bett gebunden sind.Es gibt Möglichkeiten: das Medikament BC007, Immundadsorption etc..Bitte sorgen Sie dafür, dass Aufklärungskampagnen starten, so dass die Ärzt*innen Odysee, das ständige Rechtfertigen/ Erklären, der Kampf, um eine Versorgung etc. endet und die Versicherungen unterstützen.Auch die Pflegeversicherung muss greifen.Nicht jede*r hat ein soziales Netzwerk.Ich bin eine verzweifelte Partnerin eines Post Covid Erkrankten und bitte Sie Stellung zu beziehen.
Sehr geehrte Frau E.,
vielen Dank, dass Sie sich an mich wenden. Die Belastungen für Ihren Partner und auch für Sie sind tief einschneidend. Die Behandlung von Erkrankten muss dringend weiter ausgebaut und erforscht werden.
Wir GRÜNE setzen uns schon sehr lange für die Betroffenen von ME/CFS ein. Zum Beispiel haben wir im Sommer 2019 auf Bundesebene mit einer Kleinen Anfrage von unseren Kollegen*innen der GRÜNEN Bundestagsfraktion auf die nicht zufriedenstellende Situation der ME/CFS Betroffenen hingewiesen. Die Antwort der damaligen Bundesregierung war leider ernüchternd. Die wenigen Daten, die erhoben werden, etwa die Diagnosedaten der Krankenhäuser oder die Daten zum EU-Rentenzugang aufgrund des Chronischen Müdigkeitssyndroms, weisen darauf hin, dass die Zahl der Erkrankten zunimmt. Es ist bedauerlich, dass die damalige CDU/CSU/SPD-Bundesregierung, gleichwohl ein so geringes Interesse an der Verbesserung der Situation der Erkrankten hatte. Obwohl andere Länder sowohl in der Erforschung der Krankheit als auch in der Versorgung der Erkrankten bereits beträchtlich weiter sind, zog sich die Bundesregierung auf den Standpunkt zurück, alles sei in bester Ordnung und im Übrigen sei sie nicht zuständig.
Interessant ist die Tatsache, dass die Krankheit Chronisches Fatigue Syndrom zwar als Krankheit des Nervensystems klassifiziert wird, dass sie in den Leitlinien der Deutschen Rentenversicherung jedoch immer noch als psychische Störung geführt wird. Entsprechend werden rehabilitative Maßnahmen bzw. Aktivierungen empfohlen, die bei dieser Krankheit kontraproduktiv sein könnten. Aus Sicht von uns GRÜNEN ist es höchste Zeit, hier verstärkt Forschung zu betreiben, um die bestehenden wissenschaftlichen Widersprüche zu klären. Erkrankte brauchen die qualitativ hochwertige Versorgung, die ihnen zusteht. Dafür werden wir GRÜNE uns auf Bundesebene weiterhin einsetzen und auch hier in Bayern auf Landesebene unser Möglichstes dafür leisten. Daher unterstützten meine Fraktion und ich auch die Finanzierung der Erlanger-Studie zur Behandlung von ME/CFS-Patient*innen. Mir ist bekannt, wie massiv die Betroffenen unter der Erkrankung leiden. Wir hoffen, dass bald eine medikamentöse Therapie zugelassen wird, die allen Betroffenen helfen kann. Sie dürfen sich sicher sein, wenn es die Möglichkeit einer Behandlung dieser Krankheiten gibt, müssen sie unserer Meinung nach unbedingt erforscht werden. Dafür setzen wir GRÜNE uns weiterhin ein!
Die Parteien Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP haben sich im neuen Koalitionsvertrag geeinigt, dass Verbesserungen der Versorgung für ME/CFS- und Long COVID-Betroffene explizit vorangetrieben werden. So heißt es auf Seite 83 des Koalitionsvertrags vom 24. November 2021: „Zur weiteren Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von Covid19 sowie für das chronische Fatigue‐Syndrom (ME/CFS) schaffen wir ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen.“ Diese Ziele werden umgesetzt.
Auch im direkten Bezug auf Long Covid haben wir GRÜNE uns schon frühzeitig für eine Förderung von Studien ausgesprochen (Link zum Papier). Unser Ziel ist eine gezielte Forschungsförderung und eine bessere und bedarfsgerechte Versorgung für Long Covid-Betroffene (Link zum Antragspaket). Wir setzen uns daher für ein bayernweites Netzwerk von spezialisierten Ambulanzen ein, damit schnell ein Zugang zur passenden Hilfe etabliert wird und alle bisherigen Erfahrungen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse in die Fläche getragen werden können (Link zum Antrag). Dazu zählen aus unserer Sicht natürlich auch die Post-Vac Patient*innen, für die auch entsprechende Sprechstunden im Rahmen dieser interdisziplinären Ambulanzen angeboten werden sollten. Jüngst haben wir einen weiteren Antrag eingereicht, der unter anderem eine Long-Covid-Aufklärung sowie bessere Behandlungsmöglichkeiten verlangt (Link zum Antrag).
Bei weiteren Fragen und Anmerkungen können Sie sich gerne an mich wenden. Ich hoffe ebenfalls, dass durch weitere Forschung schnellstmögliche eine effektive Behandlungsmethode gefunden wird, von der alle Betroffenen profitieren. Wir stehen an Ihrer Seite.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Lettenbauer