Sollte der Beitrag zur Sozialversicherung nicht besser durch einen Kinderfaktor ergänzt werden statt gegen den Fehlanreiz zur Kinderlosigkeit durch Steuergelder zu subventionieren?
Vielen Dank für Ihre Antwort vom 12.11.2024. Wilfrid Schreiber hat die Rente mathematisch korrekt als sich selbst tragendes System entworfen, allerdings wurde dieser Vorschlag von Konrad Adenauer ohne einen multiplikativen Faktor für die eigene Kinderanzahl umgesetzt, daher kommt der immanente Fehlanreiz zur Kinderlosigkeit und das System ist in der Folge defizitär geworden (genau das wird von der OECD seit Jahrzenten kritisiert). Wäre es nicht sinnvoll zunächst diesen Fehler zu korrigieren statt wie von Ihnen vorgeschlagen über Steuermittel wie Kindergrundsicherung etc gegen diesen Fehlanreiz zu subventionieren? Denn ihr Vorschlag beseitigt den Fehlanreiz nur partiell und nur bei den bedürftigen Familien, mein Vorschlag würde hingegegen fair für alle sein und darüber hinaus Haushaltsmittel des Bundes frei machen, da dann viele Familien nicht mehr auf Transferleistungen angewiesen wären (die Sozialabgaben betragen immerhin 40% des realen Bruttolohnes).
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Sehr geehrter Herr H.,
Vielen Dank für Ihre Rückfrage. Sie haben recht, dass das Rentensystem ursprünglich als selbsttragendes Modell gedacht war. Wir GRÜNE sehen jedoch, dass eine Korrektur dieser historischen Schwäche heute nicht ausreichen würde, um die drängenden Herausforderungen zu bewältigen und dies zudem nicht der Lebenswelt der Menschen entspricht. Die gesellschaftlichen Realitäten haben sich gewandelt: Menschen entscheiden sich heute frei für oder gegen Kinder, und diese Wahl darf nicht durch wirtschaftlichen Druck beeinflusst werden.
Unser Ansatz setzt darauf, Familien gezielt zu unterstützen, damit es ihnen gut geht, etwa durch die Kindergrundsicherung. Dies entlastet nicht nur die Familien, sondern stärkt auch die soziale Gerechtigkeit. Gleichzeitig adressieren wir die akuten Probleme des Rentensystems, denn fast ein Viertel des Bundeshaushalts fließt heute bereits in Rentenausgaben. Kinder, die heute geboren werden, können diese Belastung erst in 15–25 Jahren abfedern. Deshalb setzen wir zusätzlich auf die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Diese helfen, den demografischen Wandel abzufedern und die Sozialleistungen für die älter werdende Gesellschaft mitzutragen. In unserem Bundestagswahlprogramm 2025 (https://www.gruene.de/artikel/zusammen-wachsen) haben wir uns klar positioniert, das Rentenniveau bei mindestens 48 % stabil zu halten und eine breite Basis für Beitragszahlungen zu schaffen, etwa durch gute Löhne, qualifizierte Zuwanderung und die Integration von Beamt:innen und Abgeordneten. Ein Bürger*innenfonds soll als nachhaltige Kapitaldeckung dienen und geringe sowie mittlere Renten stärken. Altersarmut bekämpfen wir durch die Weiterentwicklung der Grundrente zu einer Garantierente nach 30 Versicherungsjahren und durch eine Verbesserung der Erwerbsminderungsrente. Flexible Übergänge und Anreize ermöglichen längeres Arbeiten, während die Rente mit 63 für langjährig Versicherte bleibt.
Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Rentensystem, das Generationengerechtigkeit wahrt und moderne Lebensrealitäten respektiert. Indem wir Familien fördern und gleichzeitig Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen, schaffen wir eine tragfähige Grundlage für ein solidarisches und finanziell stabiles Sozialsystem.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Lettenbauer