Frage an Emanuel Kotzian von Bernhard M. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Herr Kotzian,
Halten Sie es für notwendig, dass es weiterhin öffentlich-rechtliche Medienanstalten gibt, die eine Grundversorgung der Bevölkerung mit Informationen gewährleisten soll und die diesen Auftrag möglichst ohne Einflussnahme durch Politik oder privatwirtschaftliche Interessen erfüllen soll?
(Sollte Ihre Antwort "nein" lauten, dann erübrigen sich auch die Antworten auf die folgenden Fragen).
Die jetzige Art der Finanzierung durch Gerätegebühren soll ja die Unabhängigkeit von politischer Einflußnahme gewährleisten.
Ist diese Art der Finanzierung noch sinnvoll oder notwendig, oder wäre eine andere Art der Finanzierung (z.B. durch Steuern) vorzuziehen?
Die öffentlich-rechtlichen Sender gestalten ebenfalls aufwändige Webauftritte, die das Fernsehpfogramm ergänzen oder erlauben, Sendungen auch nach der Ausstrahlung übers Netz anzusehen.
Halten Sie diese Angebote im Rahmen des gesetzlichen Auftrags für gerechtfertigt? Wenn ja - ist auch die erzwungene Beschränkung, Sendungen nicht länger als 7 Tage verfügbar zu halten und nur Inhalte mit Bezug auf das aktuelle Programm anzubieten, für gerechtfertigt?
Grüße aus Zabo,
Bernhard Münzer
Sehr geehrter Herr Münzer,
im Prinzip befürworte ich die Notwendigkeit öffentlich-rechtlicher Medienanstalten, die eine fundierte Grundversorgung an Informationen und unabhängiger Nachrichten gewährleisten. Die aktuelle Finanzierungslösung über die GEZ empfinde ich als überholt. Meiner Meinung nach wäre eine steuerfinanzierte Lösung die beste Möglichkeit sich viel Bürokratie zu ersparen. Die Besetzung der Aufsichtsgremien bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten würde ich durch allgemeine öffentliche Wahlen organisieren. Diese könnten ja Parallel zu den Bundes- oder Landtagswahlen stattfinden um Kosten zu sparen. Politiker würde ich von dieser Wahl nicht ausschließen, jedoch darauf hoffen, dass sich unabhängige Medienfachleute zur Wahl stellen. Ich meine ebenfalls dass solche "Zusatzwahlen" auch die Attraktivität des Wahlsonntags steigert!
Was den konkreten Auftrag an die Medienanstalten angeht.
Natürlich gehört ein informativer Webauftritt zum Auftrag von öffentlich-rechtlichen Medienanstalten. Aus meiner Sicht bietet die aktuelle Technik alle Vorrausetzungen um prinzipiell jeden selbstproduzierten Inhalt ohne Zeitbeschränkung zur Verfügung zu stellen. Warum auch nicht, wenn dieses Program vorher steuerfinanziert von Allen bezahlt wurde?
Die Grenze zwischen Nachricht und Unterhaltung ist natürlich fließend; jedoch bin ich der Ansicht, dass die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten mehr Ihre Kernaufgaben wahrnehmen sollten und weniger mit privatrechtlichen Sendern um die besten Unterhaltungssendungen konkurrieren sollten. Die Privaten können das günstiger und besser; den öffentlich-rechtlichen Sendern würde es aber garantiert mehr Seriosität verleihen und das ist das was ich von diesen erwarte.
Arte und 3Stat sind übrigens gute Beispiele für effiziente Strukturen, hohe Informationsdichte und unabhängige Berichterstattung.
Ich hoffe Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben und wünsche einen schönen Herbstbeginn.
Emanuel Kotzian