Frage an Emanuel Kotzian von Matthias F. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Kotzian,
Sie schreiben in Ihrer Wahlkampfbroschüre dass man Cannabis legalisieren solle. Meinen sie das wirklich ernst? Wo kämen wir denn da hin, wenn alle Hascher frei rumlaufen würden? Ich hab schon Hascher am Bahnhof gesehen, die hocken da rum! Wäre es nicht besser die sind im Gefängnis? In meiner Nachbarschaft wird sicher auch gehascht, und der Rasen wird nicht gemäht! Sodom und Gomorra! Wollen sie das wirklich?
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Fuckerer
Sehr geehrter Herr Fuckerer,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich im Folgenden beantworten werde. Ja, ich meine es wirklich ernst mit der Cannabislegalisierung. Das Thema liegt mir persönlich sehr am Herzen. Der „war on drugs“ ist ein längst verlorener Krieg - worum es geht ist, den „peace on drugs“ sinnvoll auszugestalten. Allein in Bayern werden jährlich 30.000 Konsumenten und Patienten nur aufgrund von Cannabiskonsum verurteilt. Zu lange haben etablierte Parteien die Verfolgung von Cannabispatienten und Konsumenten ignoriert oder selbst gar initiiert. Seit 1994 wird das Gerichtsurteil des Bundesverfassungsgerichts zur Straffreiheit von Cannabiskonsum schlicht nicht umgesetzt. Die Entwicklungen der Regulierung in Spanien, Portugal und den USA werden in der aktuellen Politik ausgeblendet. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass Millionen von Patienten und Konsumenten stigmatisiert, kriminalisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt (z.B. durch Führerscheinentzug) werden. Da die meisten Probleme und Gefahren von den Schwarzmärkten ausgehen, muss erst einmal alles getan werden, um diese zu legalisieren und zu regulieren. Dies könnte beispielsweise durch die Einführung sogenannter „Cannabis Social Clubs“ nach spanischem Modell erfolgen.Ein Cannabis Social Club ist ein nicht-kommerzieller Verein, der den professionellen, kollektiven Anbau einer limitierten Menge von Cannabis organisiert, um die persönlichen Bedürfnisse der volljährigen Clubmitglieder zu decken. Wir würden hierzu als ersten Schritt in Bayern einen Modellversuch starten. Notwendig ist außerdem eine umfassende und ideologiefreie Aufklärung von Jugendlichen und Erwachsenen über den risikobewussten Genuss von Rauschmitteln jeglicher Art. Jugend- und Verbraucherschutz ist durch Prohibition nicht möglich.
Ich hoffe Ihre Fragen damit Ausführlich beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Emanuel Kotzian