Frage an Elisabeth Winkelmeier-Becker von Sascha P. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Winkelmeier-Becker,
ich hoffe inständig, dass Sie sich mit meiner Frage befassen werden.
Mein Name ist Sascha, ich bin 16 Jahre alt und besuche das Kopernikus Gymnasium in Niederkassel Lülsdorf. Ein großer Teil meines Lebens liegt also noch vor mir. Doch wo ich einst optimistisch nach vorne blickte, schwindet meine Hoffnung von Tag zu Tag mehr. Die Klimakrise schreitet voran, das 1,5 Grad Ziel steht nur noch als leere, banale Zahl im Raum und keiner scheint sich verantwortlich zu fühlen, geschweige denn ausreichende Maßnahmen zu ergreifen.
Dabei sind genau Sie Abgeordente es, die unsere Zukunft in den Händen tragen! Sie können Heute etwas verändern! Sie sind es, die das Ruder noch umreißen können! Damit steht auch niemand mehr in der Verantwortung wie Sie.
Ich bin zwar nur ein Schüler, der versucht bestmöglich zu handeln, doch irgendwann sind auch meine Ressourcen ausgeschöpft und die Grenzen des Möglichen erreicht. Sie hingegen haben das Fundament und definitiv mehr Möglichkeit, alles in Ihrer Macht stehenden zu tun, um jungen Menschen wie mir eine Zukunft zu schenken, anstatt eine Müllhalde zu hinterlassen.
Dieses Interesse sehe ich zu diesem Zeitpunkt kaum in der CDU/CSU Bundestagsfraktion vertreten. Deswegen stellt sich mir die Frage: Haben Sie die Ambition eine bundesweite, aber auch europäische Klimapolitik verstärkt zu betreiben? Und Denken Sie, dass Ihre politische Arbeit, unter dem Aspekt, dass meine Generation eventuell drunter leiden wird, hinreichend ist?
Sehr geehrter Herr P.,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben auf Abgeordnetenwatch. Es ist wichtig, dass junge Menschen sich aktiv für Politik engagieren und für ihre Belange stark machen. Sie sind nicht „nur ein Schüler“, sondern ein Bürger, der sich für seine und unser aller Zukunft einsetzt. Die Schüler, die sich bei Friday for Future engagieren tun das auch in beeindruckender Weise, natürlich wäre es auch gut, das in der Freizeit am Nachmittag zu tun
Auf einer Delegationsreise nach Südostasien habe ich gerade ganz konkret vieles zum Thema Umwelt- und Klimaschutz gelernt. Klar ist aber auch, es gibt nicht die eine einfache Lösung, sondern es geht um komplexe Zusammenhänge. Das Beispiel von Palmölplantagen ist hier nur eines, das diese Komplexität verdeutlicht: Wir wissen, wie schädlich diese Plantagen für die Umwelt sind, weil sie den Urwald verdrängen und durch die Monokulturen die Artenvielfalt gefährden. Aber würde ein Importstopp nach Deutschland das Problem lösen? Der WWF in Sabah /Borneo sprach sich z.B. dafür aus, ökologische und soziale Standards zu berücksichtigen, also ein vermittelnder Ansatz. Zur Wahrheit gehört dazu, dass wir selbst durch Beimischung von Palmöl zum Benzin Anreize dazu gesetzt haben, weitere Plantagen anzulegen; dabei sollte Bio-Fuel gerade zur CO 2-Verminderung beitragen.
In den letzten Jahren war ein wichtiger umweltpolitischer Schritt unter dem damaligen CDU Bundesumweltminister Norbert Röttgen, als Deutschland 2011 mit dem Atomausstieg und mit der damit einhergehenden Energiewende neue Wege beschritten hat. Mit dem Atomausstieg wurde ein „Spurwechsel“ in der Energie- und Klimapolitik eingeleitet und der Wandel zu erneuerbaren Energien ist deshalb weit vorangeschritten - mehr als 40 Prozent der Stromerzeugung wurde 2018 aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sowie aus Biomasse gewonnen. Um die erneuerbare Energie auch so gut wie möglich zu verteilen, arbeiten wir hierzulande an den dafür notwendigen Stromnetzen.
Wir haben uns vorgenommen, den Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik bis 2050 auf der Basis des Jahres 2008 zu halbieren und den Anteil erneuerbarer Energien an diesem Verbrauch gleichzeitig auf über 60 Prozent auszubauen; regenerative Energiequellen sollen 2050 mit über 80 Prozent zur Stromerzeugung beitragen.
Mehr Geld soll auch in den Erhalt und Schutz des Tier- und Pflanzenreichs fließen, um beispielsweise Naturschutzgebiete neu zu gründen und Bestehende zu erhalten. Das Thema Biodiversität spielt hier eine große Rolle.
Wie wir die die Klimaschutzziele aus dem Übereinkommen von Paris erreichen wollen, haben wir im Klimaschutzplan 2050 festgelegt. Ziel ist es die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter 2 °C, möglichst auf 1,5 °C zu beschränken.
Die sogenannte Kommission „Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung“ hat vor kurzem Empfehlungen für einen Kohleausstieg beschlossen. Hier wird der Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 geplant. Die Empfehlungen der Kommission werden noch in diesem Jahr in konkrete Gesetzesvorschläge umgesetzt. Gerade in Nordrhein Westfalen wird das ja große Auswirkungen haben. Damit macht Deutschland einen wichtigen Schritt, um zum einen seine nationalen Klimaziele zu erreichen, zum anderen den internationalen Verpflichtungen des Übereinkommens von Paris gerecht zu werden.
Wenn wir in der Klimapolitik weit kommen wollen, müssen wir auch über die politischen Fachbereiche zusammenarbeiten. Deshalb hat die Regierung gerade die Einrichtung eines „Klimakabinetts“ beschlossen, damit sich alle Bereiche diesem Ziel verpflichtet fühlen und ihre Politik auf Klimaschutz ausrichten. Denn das spielt auch bei z.B. Landwirtschaft und Ernährung, bei Verkehr, bei Wohnungsbau und Wirtschaft eine Rolle. Klimapolitik ist keine Sache, die allein von oben „verschrieben“ werden kann. Jeder Einzelne muss bereit sein, etwas dafür zu tun. Das fängt beim täglichen Heizen, Autofahren, Fleischkonsum und sonstigem Kaufverhalten an und hört beim Urlaub mit dem Flugzeug noch lange nicht auf.
Hier müssen wir in Zukunft vielleicht auch Einschränkungen akzeptieren, weil viel auf dem Spiel steht! Die Politik muss mehr tun und jeder muss bei sich persönlich anfangen.
Beste Grüße
Elisabeth Winkelmeier-Becker