Frage an Elisabeth Winkelmeier-Becker von Nicolas Dr. H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Winkelmeier-Becker,
mich beunruhigen die vermutlich auch Ihnen bekannten Berichte über den zunehmenden Anteil von Nahrungsmittelimitaten in unserer Ernährung, imitierten Käse, imitierten Schinken, imitiertes Obst usw., Hier werden laut Presse minderwertige Ersatzstoffe verwendet, die nicht deutlich als solche gekennzeichnet sind. Es werden sogar natürliche Lebensmittel auf Lebensmittelverpackungen abgebildet, die dort gar nicht enthalten sind, sondern die nur künstlich produzierte Imitationen enthalten. Als Juristin können Sie mir sicherlich die Frage beantworten, ob es sich hierbei um organisierten Betrug handelt, gegen den von Amts wegen staatsanwaltlich ermittelt werden müßte. Bitte erlauben Sie mir außerdem eine zusätzliche Frage. Sie betrifft die - sicherlich auch Ihnen bekannte - essentielle Bedeutung bestimmter Lebensmittel für die Gesundheit vor allem von Kindern, aber auch Erwachsenen. So hat Käse (aus Milch) einen sehr hohen Anteil an Calcium wie kein anderes Nahrungsmittel. Obst und Gemüse haben einen hohen Anteil an Ballaststoffen - im Gegensatz zu den flüssigen Ersatzdrinks der Supermärkte (´ein Drink ersetzt den halben Tagesbedarf an Obst/ Gemüse´). Daher meine Frage, ob wir durch Imitate wie ´Analog-Käse´ oder durch andere Ersatzlebensmittel längerfristig Schädigungen wie in China befürchten müßten, wo man höhere Eiweißgehalte der Trockenmilch mit Hilfe von Melamin imitiert hatte. Dieses hatte dann Erkrankungen und sogar Todesfälle zur Folge. Beunruhigend finde ich auch mögliche Wechselwirkungen, wenn der Lebensmittelbereich nun zunehmend nur noch von Imitaten der Lebensmittelchemie dominiert wird, die betrügerisch als natürlich erzeugte Lebensmittel deklariert werden, ohne dass irgendetwas dagegen getan wird. Ist dieses denn wirklich ein rechtsfreier Raum?
Ich bedanke mich für Ihr Verständnis für meine Fragen. Dr. Hepp
Sehr geehrter Herr Hepp,
vielen Dank für Ihre berechtigte Frage. Der Verbraucherschutz gehört für mich als Familien- und Rechtspolitikerin zwar nicht zu meinen Schwerpunktthemen, das Thema Ernährung ist allerdings allgemein von hoher Bedeutung und berührt mich nicht nur als Politikerin, sondern auch als Verbraucherin und Mutter von 3 (z.T. erwachsenen) Kindern. Ich möchte deshalb kurz auf Ihre Frage eingehen: Ich finde es besonders ärgerlich, wenn die Hersteller solcher Lebensmittel sich damit herausreden, dass sie doch im Kleingedruckten Angaben über Imitate machen und sich somit an das Gesetz halten.
Ich würde für die Pflicht zur Klarheit und Wahrheit aller Informationen auf einer Lebensmittelverpackung plädieren und sehe hier auch für die Politik Handlungsbedarf; meine Fraktion hat dies bereits aufgegriffen. Es muss auf europäischer Ebene eine verschärfte Kennzeichnungspflicht geschaffen werden, die verhindert, dass Verbraucher durch Beschönigen oder Weglassen von Informationen getäuscht werden. Dies hat die Union auch im aktuellen Wahlprogramm aufgenommen und wird sich für eine zügige Umsetzung einsetzen. Zudem soll die nationale Lebensmittelkontrolle verschärft und ausgeweitet werden. Eine Aufklärungskampagne kann helfen, dass Unternehmen die täuschen und tricksen, öffentlich bekannt gemacht werden und zudem Verbraucher flächendeckend informiert werden, worauf es beim Lebensmitteleinkauf zu achten gilt.
Letztlich haben auch die gnadenlosen Preiskämpfe im Lebensmittelbereich zu den Täuschungen und Irreführungen über Lebensmittel beigetragen. Ich denke, dass wir als Verbraucher wieder mehr erkennen müssen, dass gute Lebensmittel ihren Preis wert sind.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Winkelmeier-Becker