Portrait von Elisabeth Höchtl
Elisabeth Höchtl
MLPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Elisabeth Höchtl zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Attikus R. •

Sehr geehrte Frau Höchtl, die Internationalistische Liste/MLPD plakatiert die Losung: Für die Befreiung der Frau! Ist diese angesichts der rechtlichen Gleichstellung von Frau und Mann nicht veraltet?

Portrait von Elisabeth Höchtl
Antwort von
MLPD

Lieber Herr R.,

Sie haben natürlich recht: Es gibt eine rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau in Deutschland. Aber rechtlich bedeutet ja noch lange nicht, dass sie auch real vorhanden wäre. Jeder kennt den "Gender Gap" - die Ungleichheit bei der Bezahlung zwischen Männern und Frauen. M.W. beträgt in Deutschland die Lücke 20%. Gewalt gegenüber Frauen, Benachteiligung durch die (notwendige) Familienarbeit, Sexismus usw. - das alles ist Realität. Grundlage dafür ist, dass in unserer Gesellschaft die ganze Last der "Reproduktion", also alles, was damit zu tun hat, dass die nächste Generation aufwachsen kann, wesentlich über die Familie organisiert wird.
In aller Schärfe wurde das deutlich in der Coronakrise, als die Familien home-office, home-Shooling, und normale Erziehungsarbeit stemmen mussten, und der Staat nicht in der Lage war, z.B. in festen Kleingruppen Schule zu organisieren, z.B. auch mit Hilfe von Studenten. Aber schon im "Normalfall" ist der Druck auf die Familien enorm gewachsen, mit Schichtarbeit, Flexibilisierung der Arbeitszeit, hohen Mieten, Schulplatzknappheit usw. usf. Und dieser Druck - wir sprechen von einer regelrechten Krise der bürgerlichen Familienordnung - wird vor allem über die Frauen abgeleitet.
Er spiegelt sich auch in einer Frauenverachtenden Denkweise, die weiß Gott nicht ausgerottet ist! Die kämpferische Frauenbewegung in Deutschland greift zurecht viele Aspekte dieser besonderen Unterdrückung auf und wehrt sich dagegen, unterstützt die Frauen, fördert ihr Selbstbewusstsein. In einer sozialistischen Gesellschaft könnte man damit fertig werden - wenn es eine breite gesellschaftliche Unterstützung der Familien gäbe - angefangen bei vernünftigen Arbeitszeiten, über breites Schul- und Kita-Angebot in hoher Qualität, bis hin zu Wäscheservice u.ä. Unter der Bedingung, dass das Profitgesetz herrscht, gibt es sowas nur für richtig gut situierte Familien, nicht für die Masse.

Mit freundlichen Grüßen,
Elisabeth Höchtl