Frage an Ekin Deligöz von Anton W. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Deligöz,
wie sehen Sie den Einsatz von Gen-Soja aus Übersee, speziell aus Brasilien?
Werden Sie sich im Bundestag und in einer möglichen Regierung aktiv für ein Verbot von Gen-Soja in der Tierfütterung einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Anton Weitmann
Sehr geehrter Herr Weitmann,
der Anbau gentechnisch veränderter Soja in südamerikanischen Ländern wie Brasilien, Argentinien und Paraguay hat dort den monokulturellen Anbau gefördert und den Einsatz von Pestiziden erhöht. Unkräuter haben Resistenzen gegen die Herbizide entwickelt, gegen die die Pflanzen mit gentechnischen Methoden tolerant gemacht wurden, und die flächendeckend eingesetzt werden. Diese Unkräuter werden mit stärkeren Pestiziden bekämpft - ein Wettrüsten gegen die Natur. Unter der Pestizidbelastung leidet nicht nur die Umwelt, sondern auch die zum Teil indigene Landbevölkerung, die mit Krankheiten und verunreinigtem Trinkwasser zu kämpfen hat.
Wir Grüne setzen uns seit langem für eine vollständige und transparente Kennzeichnung von Gentechnik-Produkten ein. Die EU-Kennzeichnungslücke muss geschlossen werden, indem auch tierische Produkte als Gentechnik gekennzeichnet werden, wenn die Tiere etwa mit Gen-Soja gefüttert wurden. Damit könnten sich sowohl die Bäuer*innen, die Verarbeiter*innen als auch die Verbraucher*innen deutlich leichter gegen Gentechnik im Tierfutter entscheiden. Bislang ist das nur durch die freiwillige Auszeichnung unter dem "Ohne Gentechnik"-Logo möglich. Ein weiteres Anliegen ist uns die Förderung heimischer Eiweißfutterpflanzen, um Alternativen zu (Gen-)Soja aus Übersee zu schaffen. Einfach verbieten kann man den Import nach WTO-Regeln nicht.
Des Weiteren treten wir für eine Verbesserung der Risikobewertung von GVO ein, die beispielsweise die Toxizität gegenüber Nichtzielorganismen wie Bienen oder Schmetterlingen einbezieht ebenso wie die möglichen Cocktailwirkungen mehrerer Pestizide. Wir befürworten Bestrebungen der EU-Kommission, auch Nachhaltigkeitskriterien in das Zulassungsverfahren aufzunehmen. Damit könnten erwiesenermaßen schädliche Eigenschaften ausgeschlossen werde, wie Herbizidtoleranzen oder das Herstellen eines Insektizids durch die Pflanze. Diese Eigenschaften und ihre Kombinationen machen fast alle im Anbau befindlichen transgenen Pflanzen weltweit aus.
Die Diskussion um neue gentechnische Verfahren beobachten wir intensiv. Wir setzen uns für eine Gleichbehandlung alter und neuer Gentechnik in der Pflanzenzüchtung ein, d. h. auch für neue Verfahren muss das europäisch verankerte Vorsorgeprinzip greifen und ein strenges Zulassungsverfahren mit Risikoprüfungen und Kennzeichnungspflicht erfolgen. Den Biolandbau und die gentechnikfreie Erzeugung und Verarbeitung wollen wir weiterhin mit einem strengen Haftungsrecht, mit einem funktionierenden Monitoring, mit Transparenz über mögliche Anbauflächen und strikten Koexistenzauflagen vor gentechnischen Verunreinigungen schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekin Deligöz