Frage an Ekin Deligöz von Jürgen R. bezüglich Familie
Ihre Antwort vom 13.12.2007
Sehr geehrte Frau Deligöz,
leider kann ich Ihrer Antwort nicht entnehmen, dass sie hier Dinge genauer erläutern. Das einzige ist es, dass Sie eindeutig Partei für die autonomen Frauenhäuser ergreifen. Was sich jedoch zwischen den Zeilen lesen lässt, beängstigt mich sehr. Darum bleibt noch folgendes zu klären - wieso behauptet Frau Renate Schmidt - SPD, dass Frauenhäuser nicht aus Steuermitteln des Bundes unterstützt werden. Sie hingegen schreiben von einer staatlichen Finanzierung! Was denn nun? - wo sind im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder die Männer (Väter) berücksichtigt, bzw. wer fühlt sich hier für diese zuständig? - welche Möglichkeit hat ein Vater (ggf. mit Kindern) nach häuslicher Gewalt seitens der Mutter, unterzukommen. Wird er auch in einem Frauenhaus aufgenommen? - ist PSYCHISCHE GEWALT nicht genauso schlimm wie körperliche Gewalt, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Spätfolgen? - warum wird das Bild der Väter, die ihre Kinder wegen Umgangsboykott seitens der Kindsmutter nicht sehen dürfen, von der Politik verfälscht? Ist es für die Politik (mit Hilfe der Presse) momentan das einfachste, diesen betroffenen Vätern irgendeinen Grund anzulasten, der den Umgangsboykott rechtfertigt und somit auch diese Väter mit Gewaltverbrechern, Schlägern, etc. auf eine Ebene stellt? (siehe u.a. die Aktion der Frauenhäuser: Gewaltig groß werden) - können Sie sich überhaupt in die Lage eines fürsorglichen Vaters versetzen, der quasi über Nacht den Kontakt zu seinen Kindern verliert, weil die Mutter es so will (Umgangsboykott, Eltern-Kind-Entfremdung, etc.), und dem keinerlei Teilhabe an der Entwicklung seiner geliebten Kinder ermöglicht wird? - hat die Politik überhaupt ein tatsächliches Interesse am Wohle des Kindes (und das nicht nur in der Weihnachtszeit und vor Wahlen), oder wäre zum Wohle des Staates richtiger?
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Reicherseder
Trennungsväter e.V.
Sehr geehrter Jürgen Reicherseder,
gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen meine Position noch einmal zu erläutern. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass ich mich nicht wiederholen möchte (fürsorgliche Väter werden, wie ich schon sagte, für mein Empfinden in keinster Weise mit "Gewaltverbrechern und Schlägern, etc. auf eine Ebene" gestellt, eher im Gegenteil).
Für die Finanzierung der Frauenhäuser sind die Länder und Kommunen verantwortlich. Meine Fraktion prüft derzeit, ob eine Finanzierung aus Bundesmitteln sinnvoll und machbar ist. Zu Anlauf- und Beratungsstellen für Väter würde ich eine Internet-Recherche empfehlen, bzw. Ihr Verein "Trennungsväter e.V." ist hier ja auch selber aktiv. Ich denke nicht, dass ein Frauenhaus der richtige Ort für einen von Gewalt durch seine Partnerin betroffenen Mann ist. Eine analoge Struktur von Männerhäusern scheint mir am Bedarf vorbei zu gehen. Im Notfall schützt das Gewaltschutzgesetz selbstverständlich auch Männer, die Möglichkeit des Platz- und Wohnungsverweises steht ihnen offen und ermöglicht eine Phase, in der Nachdenken und die Planung weiterer Schritte möglich ist. Eine Gleichsetzung von psychischer mit physischer Gewalt halte ich für nicht sinnvoll, ebenso scheint mir bei körperlicher Gewalt auch oft seelische mit im Spiel zu sein.
Wie es auch bei Ihnen anklingt: es ist oft nicht leicht, im Konfliktfall eine für alle Beteiligten tragbare, zufriedenstellende und richtige Lösung zu finden. Aber das möchte ich auch ganz klar sagen: wenn es sich um Schläger handelt, ist es auch wichtig, das auszusprechen und die Opfer zu schützen.
Ebenso möchte ich die von Ihnen ausgesprochen Unterstellung, dass die Politik nur vor Weihnachten oder Wahlen am Kindeswohl interessiert sei, klar und deutlich zurückweisen. Die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN engagiert sich für Kinder und ihre Rechte, zuletzt etwa mit der Forderung, Kinderrechte in die Verfassung aufzunehmen. Umfangreiche Informationen hierzu finden Sie auf unserer homepage unter dem Stichwort "Familie".
Mit freundlichen Grüßen
Ekin Deligöz